Unabhängige Abfüller

UA im Profil: Ian MacLeod

Welche Abfüllungen gibt es von Ian MacLeod? Wie viele Fässer besitzt die Firma und wie kommt sie an diese? Mal sehen, was mir Ian Weir verraten hat…

Zusammenfassung

Managing Director bei Ian Macleod Distillers Limited (IMD) ist Leonard Russell. Gegründet wurde das Unternehmen 1933. Ursprünglich als Whisky Broker, dann Blender und Abfüller. In 2003 kam dann mit dem Kauf von Glengoyne die erste Distillery dazu. Im Jahr 2011 ging mit Tamdhu die zweite Destillerie in den Besitz von IMD. Tamdhu, gegründet 1897, feiert 2017 das 120-jährige Jubiläum. Letztes Jahr kam mit dem Kauf von Spencerfield Spirits der Hersteller von Edinburgh Gin in den Besitz des Unternehmens. In diesem Artikel beleuchte ich aber nur die Rolle des unabhängigen Abfüllers.

Die Broxburn Bottlers gehören zum Teil ebenfalls zu IMD (der andere Teil gehört den Grants von Glenfarclas).

Insgesamt über 200 Mitarbeiter arbeiten verteilt auf Hauptsitz, Broxburn Bottlers, Glengoyne, Tamdhu und Edinburgh Gin für das Unternehmen. Ian Weir ist Director of Marketing bei IMD. Seit 1999 bei der Firma und seit 2006 in der aktuellen Position eines Direktors.

Die Direktoren und der Chairman werden auf der Webseite inklusive Bild vorgestellt.

Adressen – real und virtuell

  • Adresse: Russell House, Dunnet Way, Broxburn EH52 5BU (auf Google Maps)
  • Webseite: ianmacleod.com | broxburnbottlers.co.uk
  • Facebook: alle Marken (Key Brands)
  • Twitter: alle Marken (Key Brands)
  • Instagramm: alle Marken (Key Brands)
  • YouTube: alle Marken (Key Brands)

Marken und Ranges

Jeder UA hat eine oder mehrere Marken unter denen er seine Abfüllungen auf den Markt bringt.  Ian MacLeod hat eine Vielzahl dieser und deshalb versuche ich die Unterschiede ein wenig herauszuarbeiten. Ich beleuchte nur die Single Malt Marken.

Range von Ian Macleod

Single Malt Marken

  • Smokehead
    Islay Single Malt Scotch Whisky, heavily peated, auch als 18yo Extra Black und Extra Rare (Travel Retail Exclusive). Ohne Angabe der Destillerie.
  • Chieftain’s
    Rare Single Malt Scotch Whiskies, ncf, nca. Auf jeder Flasche stehen: Faßart, Faßnummer, Anzahl der Flaschen, Jahrgang, Alter und Abfülldatum. Eine Kollektion erscheint im Frühjahr, eine im Herbst. Regionen werden farblich unterschieden.
  • Dun Bheagan
    Regional Collection of Rare Vintage Single Malts, ncf, nca. Regionen: Speyside, Highland und Islay. Single Cask & Small Batch, Reifung bei der Ursprungsdestillerie.
  • As We Get It
    Straight From The Cask, CS, ncf, nca. Regionen: Highland und Islay. Ohne Angabe der Destillerie.
  • Macleod‘s
    Regional Single Malts, eine Reise durch die Regionen Highland, Island und Speyside. Ohne Angabe der Destillerie.
  • Shieldaig
    Verschiedene Regionen und mit Altersangabe. Ohne Angabe der Destillerie. Achtung: es wird auch Blended Whisky unter dem Namen Shieldaig abgefüllt (Etikett prüfen; auf dem Bild oben ist links der Single Malt und rechts der Blended Whisky – mit Schraubverschluss).

ncf = no chill-filtration (keine Kältefiltration), nca = no color added (ohne Zusatz von Zuckerkulör), CS = Cask Strength (Fassstärke)

Neben diesen Single Malt Marken gibt es auch noch eine ganze Reihe Blended Marken bei IMD.

  • Blended Malts
    The Six Isles, The Feathery, Sheep Dip
  • Blended Whisky
    King Robert II, Isle of Skye, Black Shield, Clan Macleod, Dunfife, Glenshire, Hedges & Butler, Langs, Major Gunn’s, Marshal, Pig’s Nose, Queen’s Seal, Scottish Stag

Preise und Rahmenbedingungen der Abfüllungen

Altersrange Von NAS bis zu 50yo
Preise Von unter 40.- GBP bis zu mehreren tausend Pfund.
Alkoholstärke Hier gibt es keine klare Festlegung. Abgefüllt wird in dem Alter und der Stärke, die am besten für den jeweiligen Whisky empfunden wird.
Anzahl Destillerien Viele verschiedene Destillerien
Regionen Je nach Bedarf aus allen Regionen Schottlands
Abfüllungen / Jahr Chieftain’s und Dun Bheagan je zwei Ranges pro Jahr. Macleod’s, Smokehead, TSI and AWGI werden auf Nachfrage und je nach Verfügbarkeit abgefüllt.
Abfüllungen seit Gründung Keine Angabe
Abfüllanlage und Wasser Abgefüllt wird in der eigenen Abfüllanlage bei Broxburn Bottlers. Zur Reduktion wird de-mineralisiertes Wasser genutzt.

Fässer und Wood-Policy

IMD hat Lagerhäuser in Broxburn, bei Tamdhu und Glengoyne. Die mehrere tausend über ganz Schottland verteilten Fässer warten auf die anstehenden Projekte in den nächsten Jahrzehnten. Zur Lagerung und Reifung werden vorwiegend Oloroso Sherryfässer genutzt.

Ian, habt Ihr eine Wood-Policy und wie kommt Ihr an Eure Fässer?

Ian: „We have a very strict wood policy where we aim to control the whole process from tree to cask. Most of the casks we have in our stocks we have filled at the new make stage. We trade with other companies to gain a wider range of whisky for our blended products on a swap basis.

Auswahl und Tasting Panel

Viele UAs haben einen ausgewählten Personenkreis, der eine „ausgebildete Nase“ hat. In einem solchen Tasting Panel werden dann nach hauseigenen Spielregeln Whiskys ausgewählt und/oder beschrieben.

Ian, wie funktioniert die Auswahl bei Euch?

Ian: „Our tasting panel is comprised of around 10 people including our blenders and other taleneted staff in the office with good nosing ability. Every cask is analysed and quality checked before trial blends are prepared in the lab. Different versions will be made before deciding on the style we wish for, then the casks are vatted.

Das Blending und vatting bezieht sich natürlich nur auf die Marken, die keine Single Malt Abfüllungen sind.

Ich habe auch noch Mal ausdrücklich nachgefragt, was mit einem Fass passiert, dass sich nicht so entwickelt, wie man es sich wünscht und der Whisky in dieser Form nicht abgefüllt werden kann. Hier ist die Antwort von Ian Weir: „Casks that aren’t suitable for a particular project will either be used sparingly in large scale young blends or destroyed.

Besonderheiten

Hier ist nun der Platz, an dem sich der UA selber ins beste Licht rücken darf. Ian Weir, was macht Ian MacLeod so besonders? 

Ian Weir: „We invest time, care, attention and monies in an outstanding wood policy. We use large amounts of the very finest/most expensive oloroso sherry casks. At Glengoyne we use unpeated malt, distil slower than anyone else, use the best casks, mature in traditional dunnage warehouses and only bottle at natural colour. At Tamdhu we exclusively use the finest sherry casks and mature in traditional dunnage warehouses and bottle at natural colour.

IMD besitzt zwei Destillerien: Tamdhu und Glengoyne. Meinen letzten Besuch mit einigen Bildern von Tamdhu findet Ihr hier: Tamdhu – „Afternoon tea and tours“.

Empfehlung von Ian MacLeod

Auf die Frage, welche Flasche aus dem aktuellen Sortiment besonders zu empfehlen ist, antwortete mir Ian: „You should buy IMD bottlings because we always put quality before quantity every time and invest huge amounts of time, care and attention. All our releases are outstanding!

Das meint die Maltkanzlei

Damit Ihr nicht nur meine Meinung zu den UAs bekommt, habe ich Dirk von der Maltkanzlei um seine Unterstützung gebeten. Dirk hat viele Abfüllungen von unabhängigen Abfüllern probieren können.

Dirk, was hältst Du von den Abfüllungen von Ian MacLeod?

Dirk: „Mit Ian MacLeod verbinde ich eine Menge positiver Erinnerungen. Eine ganze Reihe genussvoller Abende, bei denen sich schöne Abfüllungen aus der Dun Bheagan oder der Chieftain’s Reihe im Line-Up befanden. Oftmals, weil ich sie selbst eingebaut hatte. Die Transparenz, die Ian MacLeod auf den Labels, speziell bei den Chieftain’s schafft, war in früheren Jahren beispielhaft und ist es im Grunde immer noch. Da bleiben kaum Fragen offen, was Referenten in der Vorbereitung ein gutes Gefühl gibt. Beide Serien sind begrifflich nach meiner Erfahrung derart etabliert und werden so eigenständig vermarktet, dass schon mancher Whiskyfreund im Tasting annahm, es handele sich nicht um Single Malt Marken eines Abfüllers, sondern vielmehr selbst um jeweils eigene Abfüller. Viel Spaß hatte ich im vergangenen Jahr an Chieftain’s 18-jähriger Cigar Malt Abfüllung aus dem Sherry Butt #5240. Nicht nur für sich betrachtet ein wunderschöner Malt, sondern dazu auch noch das, aus Kundensicht, äußerst sympathische Versehen, dass man ihn, günstiger gepreist, ohne Angabe der Brennerei auf der Flasche vermarkten wollte. Unter den hölzernen Umverpackungen war indes auf Aufklebern in Fettdruck MORTLACH und dazu die sonstigen Produktangaben zu lesen. Einfach klasse! Unter den Dun Bheagans habe ich schon mehrfach den Inchgower 30yo verwendet, der immer sehr gute Resonanz erfahren hat. Ein grundsolider, lange gereifter, fassstarker Speysider, der den Brennereicharakter noch erkennen lässt und bei Erscheinen mit einem außergewöhnlichen Preis-Leistungs-Verhältnis zu überzeugen wusste. Besonders ans Herz legen möchte ich, speziell Freunden von Rumlagerungen indes eine andere Abfüllung aus der Dun Bheagan Reihe. Die Rede ist vom 15-jährigen Clynelish aus den Fässern #93451 & #93453 mit Rum Finish. Klingt für manchen sicher eher unspektakulär. Ich selbst hatte ihn auch geschmacklich gar nicht so weit vorne auf dem Schirm, aber in drei ‚Caribbean Nights‘ Tastings, die ich 2014 durchgführt habe, hat er es in der Gunst der Teilnehmer unter neun, zum Teil deutlich teureren, Abfüllungen, jedesmal auf’s Podest geschafft und ist einmal sogar zum ‚Malt des Abends‘ gekürt worden. Einen unvoreingenommenen Versuch ist er also vielleicht einmal wert.

Slàinte aus der Maltkanzlei.

Vielen Dank Dirk für Deine Meinung!

Mein Fazit

Ich bin überrascht über die Markenvielfalt. Zusammen mit Tamdhu und Glengoyne verkauft IMD über eine Millionen Cases pro Jahr. Von den meisten Single Malt Marken habe ich schon gehört, und einige wollte ich auch schon kaufen, aber bisher habe ich diese noch nicht ein Mal probiert. Mich interessieren vor allem Chieftain’s und Dun Bheagan. Die müssen demnächst mal ins Glas, damit ich mir ein eigenes Urteil erlauben kann. Und auch den Smokehead muss ich mir mal vornehmen.

Hier findet Ihr alle Artikel zu Ian MacLeod. Den Hintergrundartikel und die Links zu den anderen Artikeln findet Ihr hier: Whisky-Wissen: Unabhängige Abfüller – was steckt dahinter und welche gibt es?.