Destillerietour

SRT23: Fireside Session bei Tomintoul

Mit Bustransfer zur Fireside Session bei Tomintoul! Zu dem Event wollte ich unbedingt. In der ersten Runde bin ich leider leer ausgegangen, aber auf Grund der Nachfrage wurden weitere Termine angeboten und ich habe zugegriffen. Ich habe mich auf Kälte und Nässe eingestellt. Es ist doch schließlich Schottland, oder? Und Ende April kann auch noch Schnee fallen. ABER: es kommt anders! Und auch die Destillerie Tour ist nicht gewöhnlich.

Hintergrundwissen

Toumintoul wird 1964 von Tomintoul Distillery Ltd. gegründet. Die erste Produktion findet 1965 statt. Besitzer waren Hay & MacLeod & Co. und W. & S. Strong & Co. 1973 werden sowohl die Destillerie wie auch Whyte & Mackay vom Scottish & Universal Investment Trust aufgekauft und die Tomintoul Destillerie wird von Whyte & Mackay gemanaged. 1974 finden Renovierungsarbeiten statt und die zwei Pot Stills werden auf vier erweitert. Die Destillerie wechselte noch ein paar Mal den Besitzer u.a. 1990 an American Brands (Jim Beam), bis sie im Jahr 2000 an Angus Dundee Distillers plc ging, die noch heute Besitzer von Tomintoul ist. Der Slogan von Tomintoul lautet “the gentle dram”.

Tour durch die Produktion

Tomintoul liegt ein ganzes Stück außerhalb (noch hinter Glenlivet) und es beginnt auf der Fahrt ein wenig zu regnen. Das kann ja was werden, aber ich bin auf schlechtes Wetter vorbereitet. Als wir bei der Destillerie ankommen, hat der Regen aufgehört. Die Distillery entspricht den typischen funktionalen Bauten aus den 70igern und ist normalerweise nicht zugänglich. Man kann allerdings über die Webseite Kontakt aufnehmen und um eine Tour anfragen.

Eines ist schon mal klar: Tomintoul hat großes Empfangskommittee für den heutigen Abend bereitstehen. Nach einer kleinen Begrüßung durch Robert Fleming (Distilleries Director), Robert Nicholson (Production Manager Tomintoul), Cody Reynolds (UK & EU Ambassador) und Iain Forteath (Master Blender) geht es in zwei Gruppen auf eine Destillerietour. Die beiden Roberts übernehmen das und ich gehe mit Robert Fleming mit.

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Robert führt uns zum Seiteneingang und erzählt ein wenig über sich und die Destillerie in der er lange selber Production Manager war, bevor er zum Distilleries Director aufgestiegen ist und nun auch noch Glencadam verantwortet. Dann stehen wir vor den großen Malzbehältern und Robert beginnt den Herstellungsprozess in Kürze zu erklären. Weiter geht es zur Porteus Mühle und dann zur modernen Mash Tun. Welch ein Kontrast alte Maschine versus neue Maschine. Als nächstes werfen wir einen Blick in die Edelstahl Washbacks. Und dann geht es schon ins Herzstück – das Spirit House mit den vier Pot Stills.

Zwei der Stills sind so versteckt, dass man sie von der Empore aus gar nicht sieht. Robert wartet schon auf uns auf dem unteren Level und so folgen wir ihm. Eine ungewöhnliche Nähe, die man hier zum oberen Teil der Stills hat und auf einem schmalen Gang könnte man durch die beiden Stills hindurchgehen. Unten angekommen erklärt uns Robert alles über die Stills und den Spirit Safe bevor er uns an das Ende der Halle schickt. Dort vor der zweiten Spirit Still warten Iain, Leonie und ihre Kollegin, die für uns einen Hot Toddy vorbereitet haben. Als Whisky haben sie den Tomintoul Tlath (40%) genutzt. Das ist schon mal ein guter Einstieg, macht mir aber ein wenig Angst, was da auf uns zukommt. Brauchen wir eine kleine Aufwärmung? Nach einem kleinen Plausch geht es los in Richtung „Fireplace“.

Technische Daten der Tomintoul Distillery

Das Malz aus den Malt Bins wird in einer Porteus Mühle gemahlen. Die Full Lauter Mash Tun hat ein Volumen von 12 Tonnen und nach drei Wassern werden ca. 60.000 Liter in eines der sechs Stainless Steel Washback (90.000 Liter max. Kapazität) geleitet. Die Fermentationszeit beträgt 54-64 Stunden. Es gibt zwei Wash und zwei Spirit Stills (max. Kapazität 19.661 Liter). Vor Ort können 120.000 Fässer gelagert werden.

Fireside Session

Schon beim Empfang hat man uns erklärt, dass es gestern wohl sehr matschig war und deshalb sind heute einige mit Gummistiefeln unterwegs. Nun, darauf war ich nicht vorbereitet und achte einfach ein wenig darauf, wo ich hintrete. Bei der gestrigen Fireside Session hat es wohl die meiste Zeit geregnet. Wir gehen ein Stück der Straße entlang und biegen dann in den nächsten Feldweg ein. Ab hier wird es ein wenig matschig, aber ok. Auf dem Weg sehen wir eine kleine „Baustelle“, denn hier wird ein neuer Verkostungsraum mit Veranda und Blick in die Landschaft gebaut. Das wird sicher schön! Wir gehen weiter über die Wiese und runter zum Fluss Avon (ausgesprochen „Ann“).

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Hier sind bereits zwei Feuerstellen entzündet und wir setzen uns rundherum. Das Lagerfeuer wird mit ausgemusterten Staves (Fassdauben) alter Fässer befeuert. Iain übernimmt ab hier das „Unterhaltungsprogramm“ und erzählt ein wenig über die Whiskys, die er teilweise selber komponiert hat. Es ist nicht kalt und ich brauche nichts von meinen extra mitgebrachten Kleidungsschichten – im Gegenteil. Uns wird warm. Der Platz ist herrlich gelegen. Direkt am Fluss mit einer Biegung. Die Dämmerung setzt langsam ein und Iain stellt uns einige Drams vor:

  1. Tomintoul 16yo, 40%
  2. Tomintoul 15 Year Old Port Wood Finish, 46% (aus dem Riesen-Flachmann)
  3. Tomintoul Cigar Malt, 43%
  4. Tomintoul Single Cask #37 2001/2020, 19yo, 251 Flaschen, 58.4% (WB179825)
  5. Old Ballantruan 10 Year Old, 50%

Später werden uns Marshmallows und Zigarre (Plasencia Alma del Feugo Panatela zu #3) angeboten. Die Nummer 2 hat Iain in einen Riesen-Flachmann abgefüllt. Den hat er in den USA entdeckt und musste ihn kaufen. Da passen 2 Flaschen hinein (und waren wohl auch drin). Iain gibt ihn rum und fordert uns auf: „help yourself“. Sehr entspannt.

Ein sehr schöner Abend mit Besichtigung, vielen guten Gesprächen (u.a. mit Graham Fraser, Robert, Iain, Leonie, Cody und vielen mehr) und einigen Whiskys neigt sich dem Ende entgegen. Es wird dunkel und wir machen uns wieder auf den Rückweg. Jeder der möchte, darf sich eine Fassdaube mitnehmen.

Fazit meiner Tour durch die Tomintoul Distillery

Was für ein schöner Abend! Sehr entspannt mit sehr aufmerksamen und freundlichen Gastgebern. Um es vorwegzunehmen: das war mein bester Event beim diesjährigen Spirit of Speyside Whisky Festival (#dram23). Auf der Rückfahrt fing es wieder an zu tröpfeln: ich würde sagen, wir hatten genau das richtige Zeitfenster, denn bei uns blieb es trocken! Das war echt toll und mit viel Leidenschaft! Danke an das gesamt Team für den tollen Abend!

Anmerkung: ich habe den Abend selber bezahlt! (nur damit kein falscher Eindruck entsteht)

SRT23 - Tomintoul

Mein Besuch bei Tomintoul während des Spirit of Speyside Whisky Festivals 2023 mit "Fireside Session"
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Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.

Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch). Die Webseite der Tomintoul Distillery hilft Dir bei den Touren weiter. Mein Event „Fireside Session“ kam 50.- GBP (inkl. Bustransfer, Tour, Hot Toddy, 5 Whiskys, Marshmallows, Zigarre und einem schönen Erlebnis). Sehr fair! Danke!