Tasting

Dunville’s – Irischer Whiskey im Härtetest

Ich bin ja irischem Whiskey gegenüber grundsätzlich skeptisch. Mir mangelt es häufig an Transparenz und viele der irischen Whiskeys treffen meist nicht meinen Geschmack. Ich hatte vor Kurzem die Möglichkeit neun verschiedene Produkte von Dunville’s sowie zwei der Verantwortlichen Personen hinter der Marke kennenzulernen.

Im Überblick

  • 1808, Blended Irish Whiskey, 40%, ca. 30.- EUR
  • Three Crowns, Blended Irish Whiskey, 43.5%, ca. 40.- EUR
  • Three Crowns Peated, Blended Irish Whiskey, 43.5%, ca. 50.- EUR
  • Dunville’s 10yo, Palo Cortado, 46%, ca. 75.- EUR
  • Dunville’s 10yo, PX (Pedro Ximenez), 46%, ca. 75.- EUR
  • Dunville’s 20yo, Oloroso, 46%, ca. 3.000 Flaschen, ca. 250.- EUR
  • Dunville’s 21yo, Palo Cortado Finish, SC, CS, cask 1197, 53.2%, ca. 310.- EUR
  • Dunville’s 20yo, SC PX (Pedro Ximenez), CS, cask 1650, 55.5%, ca. 270.- EUR
  • Dunville’s 21yo, Palo Cortado, Limited Core Range, 46%, ca. 270.- EUR

SC = Single Cask (Einzelfass), CS = Cask Strength (Fassstärke), ncf = no chill-filtration (keine Kältefiltration), nca = no color added (ohne Zusatz von Zuckerkulör), yo = years old (Altersangabe).

Dunville’s ist der Markenname unter dem die (irischen) Whiskeys anderer Hersteller abgefüllt werden. Bereits seit 1808 gibt es die Marke, die 2012 durch Echlinville wiederbelebt wurde. Die Echlinville Distillery erhielt ihre Lizenz im Mai 2013, als erste Destillerie in Nordirland seit über 125 Jahren. Sie hat ihren Sitz in Belfast.

Weitere Informationen findest Du auf der Produktseite von Dunville’s.

Ein kleiner Einblick

Ich hatte die Möglichkeit mit zwei Vertretern von Dunville’s (bzw. von Echlinville) zu sprechen: Stephen Magennis (Global Head of Sales) und Jarlath Watson (Finance Director). Die Zeit verging wie im Flug und ich habe wieder einige Dinge dazugelernt.

Damit ich mir noch ein besseres Bild von Dunville’s machen kann, hat mir Stephen ein Set von NEUN Proben zugeschickt. Die letzten beiden waren für mich „Blind Samples“, da die (handschriftliche) Beschriftung verwischt war.

Ich habe den beiden offen meine Vorbehalte geschildert und bin wieder über ein paar neue Erkenntnisse gestolpert. Zum einen habe ich gelernt, dass es bei irischem Whiskey, der nicht direkt von den Herstellern abgefüllt wird, auch so etwas wie Verschwiegenheitserklärungen gibt. Im konkreten Fall ist es bei Dunville’s so, dass Echlinville gar nicht nennen darf wo der Whiskey produziert wird.

Da ich mit den beiden nach meiner Verkostung gesprochen habe, sind wir auch ein wenig auf die einzelnen Finishes eingegangen und auch da habe ich Neues gelernt. Bisher hat mir noch kein Palo Cortado Finish gefallen. Bei Dunville’s war das anders. Das hat natürlich mit dem Destillat zu tun, das ins Fass kommt, aber ausschlaggebend scheint die Dauer zu sein.

Jarlath erklärt mir, dass man bei Dunville’s die Erfahrung gemacht hat, dass erst besonders lange Finishes zu diesem tollen Aromenprofil führen. Es gibt allerdings zwischendurch (meist so bei 6-12 Monaten) einen Punkt, bei dem der Palo Cortado deutlich übernimmt und den Distillery Charakter deutlich übertüncht. Spannend ist nur, dass sich das wieder zurückentwickelt und mit der Zeit immer harmonischer wird. Die bisher besten Ergebnisse hat man bei PX mit maximal 4 Jahren, bei Oloroso mit maximal 5 Jahren und bei Palo Cortado mit 6 Jahren und 6 Monaten. Bei Dunville’s lässt man diese Palo Cortado Finishes deshalb meist 5-6 Jahre wirken. Es laufen auch einige „Experimente“ das noch länger zuzulassen ohne dass das Fass komplett das Regime übernimmt. Sehr spannend wie ich finde.

Im Gegensatz zu einigen anderen Irischen Destillerien finden die Fremdabfüllungen unter einem eigenen Markennamen (Dunville’s) statt und nicht als Echlinville. Die beiden haben mir zugesichert, dass alles mit dem Namen „Echlinville“ auch in der Distillerie hergestellt wird. Und die könnte demnächst 10-jährigen Whiskey vorweisen. Mal sehen.

Meine Tasting Notes

Ich habe die neun Samples in drei Etappen verkostet.

Dunville's - Irischer Whiskey im Härtetest - die drei Blends
Den Anfang machen die drei Blends

Tasting Notes Blend 1808, 40%

  • Nase: Feuchtes Papier mit ein wenig Wacholder. Sehr rein, wenig Komplexität. Ein Hauch Bergamott. 
  • Geschmack: Mild und leichte Süße. Karamell. Die Süße kommt vermutlich vom Grainanteil. 
  • Abgang: Ein wenig Holz und trocken. 
  • Wertung: o

Trinkbar, aber brauche ich nicht unbedingt. 

Tasting Notes Three Crowns, 43.5%

  • Nase: ein wenig kräftiger und komplexer als der 1808. Fruchtiger. 
  • Geschmack: Nicht ganz so süß aber mit einem volleren Mundgefühl. Orange. 
  • Abgang: Zitrusnoten dann leicht trocken. 
  • Wertung: o

Gefällt mir besser als der 1808. 

Tasting Notes Three Crowns Peated, 43.5%

  • Nase: Leichter Torf. Ein wenig Frucht. 
  • Geschmack: Torfig. Mandeln. 
  • Abgang: Leichter Torf mit Weinnoten. Wird trocken. 
  • Wertung: o
Dunville's - Irischer Whiskey im Härtetest - drei Single Malts
Weiter mit drei Single Malts aus der Standard Range

Tasting Notes 10yo, Palo Cortado

  • Nase: Frisch gebackenes Brot. Klebriger Kuchenteig. 
  • Geschmack: Ein wenig Sherry, aber sehr dezent. Getrocknete, reife Früchte.  Feine Süße. 
  • Abgang: etwas trocken und etwas Eiche. Dezente Frische. 
  • Wertung: o

Tasting Notes 10yo, PX

  • Nase: Auch hier habe ich etwas Kuchenteig. Süßer. Würzig. Ein wenig metallisch. 
  • Geschmack: Angenehme dezente Süße. Trockenfrüchte. Orangenmarmelade mit Irn Bru. 
  • Abgang: leicht trocken und metallisch
  • Wertung: o

Tasting Notes 20yo, Oloroso

  • Nase: Schöne Sherryaromen. Leichter Gummiabrieb. 
  • Geschmack: Süße und zugleich leicht bittere Limonade mit Orange und Kakao. 
  • Abgang: Leicht trocken. 
  • Wertung: +
Dunville's - Irischer Whiskey im Härtetest - die drei besonderen Samples
Und zum Abschluss die drei besonderen Samples

Tasting Notes 21yo, Palo Cortado Finish, cask 1197

  • Nase: oh, sehr interessante Nase. Eine dezente Sherrynase mit Früchten. Ein wenig Dunnage Lagerhaus und Leder. Ein wenig auch von dem Gummiabrieb. Mit der Zeit ein wenig wie ein Bonbonladen. Süße, klebrig und fruchtige Bonbons. Hagelzucker. 
  • Geschmack: Mild und nicht ganz so süß. Ein wenig kribbeln auf der Zungenspitze. Ein wenig Orange. 
  • Abgang: Leicht bitter mit einem Hauch von Eiche und Orangenschale. 
  • Wertung: +

Jarlath: Der reifte im 1st fill hogshead und wurde dann 5 Jahre und 10 Monate in einem Palo Cortado Fass gefinished

Tasting Notes PX, 20yo, 55.5%

  • Nase: Weniger Fruchtnoten, aber der Alkohol ist kräftiger aber nicht stechend. Vanille und ein Hauch von Banane. Mit Wasser erinnert mich das an fruchtige Weingummis. 
  • Geschmack: fängt sanft an aber dann ist die Zunge mit Pfeffer überzogen. Mit der Zeit stellt sich ein cremiges Mundgefühl ein und lässt leichte Frucht- und Karamellnoten zu. Mit etwas Wasser kommt erst etwas Karamell bevor der Pfeffer wieder übernimmt. 
  • Abgang: meine Zunge ist noch etwas taub dann etwas Eiche. Mit Wasser etwas Menthol und eine leichte Schärfe. 
  • Wertung: o

Jarlath: Der reifte in einem AB1 cask für gerade über 16 Jahre und dann in einem first fill PX sherry hogshead für knapp über 3 Jahre.

Tasting Notes Palo Cortado, 21yo, 46%

  • Nase: Hat mehr Karamell als #1. Dahinter verbergen sich etwas säuerliche Noten wie von einer Grapefruit. 
  • Geschmack: auch im Geschmack viel Karamell. Der Pfeffer ist da aber wesentlich zurückhaltender. Auch der wird mit der Zeit cremig. Ein wenig Wasser tut ihm gut. Ein wenig Bleistiftmiene und der Pfeffer kommt ein wenig stärker zum Vorschein. 
  • Abgang: trocken, ein wenig Eiche. Mit Wasser etwas bitter. 
  • Wertung: o

Da ich den „blind“ verkostet habe, war der natürlich in der falschen Reihenfolge und hätte als erster in dem Set verkostet werden müssen. Ich habe mich schon gewundert, wie „schwach“ der für eine Fassstärke ist.

Jarlath: Das ist ein vatting von 5 Palo Cortado hogsheads, alle aus demselben batch, die 15 Jahre in AB1 casks und dann über 6 Jahre in first fill Palo cortado sherry hogsheads reifen durften.

Mein Bewertungsschema

Bewertet wurde(n) die Probe(n) nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:

+gefällt mir, würde ich mir kaufen
ook/gefällt mir, muss ich aber nicht haben
trifft nicht meinen Geschmack

Was Du bei einer Verkostung beachten solltest und wie ich dabei vorgehe findest Du übrigens hier: Whisky-Wissen für Einsteiger. Und: wenn ich einen Whisky zur Verkostung zur Verfügung gestellt bekomme, ändert dies nichts an meiner Bewertung. Ich versuche immer fair zu bewerten, sage aber auch, wenn der Whisky nicht meinen persönlichen Geschmack trifft.

Fazit

Die Blends waren zwar genießbar, aber sind nicht mein „Beuteschema“. Viel spannender waren die Single Casks und vor allem die teilweise langen Finishes. Meine letzte Erinnerung an Palo Cortado war negativ belastet, aber Jarlath hat mir eine gute Erklärung geliefert, woran das gelegen haben mag. Die Dauer des Finsihes ist wohl entscheidend und da haben sie bei Echlinville wohl ein „Händchen“ für die richtige Reifedauer. Ich hätte die Single Malts nicht für irischen Whiskey gehalten und war sehr positiv überrascht. Mein Favorit war der 21-jährige Palo Cortado Finish (cask 1197). Wie ich Jarlath verstanden habe, bin ich da wohl nicht der Einzige, dem der sehr gut gefällt – Ireland’s Best Whiskey, Irish Whiskey Awards 2022.

Danke an Stephen, Jarlath und der Echlinville Distillery für die Probe und den Einblick in ihre Arbeit!

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