Destillerietour

Dornoch: die derzeit wohl kleinste Destillerie in Schottland

Kurz bevor es wieder zurück geht, mache ich noch einen kleinen Abstecher in den Norden und quartiere mich im Dornoch Castle ein. Hier gibt es nicht nur eine sehr gute Whiskybar, sondern auch eine kleine Destillerie. Touren gibt es hier keine, aber umschauen darf ich mich trotzdem.

Gleich im Garten meiner Unterkunft betreiben die beiden Thompson Brüder die wohl kleinste Destillerie, die ich jemals besucht habe. Und sie machen vieles anders als andere Destillerien

Hintergrundwissen

Phil und Simon Thompson sind die beiden Brüder, die die Destillerie in einem alten Feuerwehrhaus auf dem Grund des Dornoch Castle Hotels gegründet haben. 2015 haben sie dafür die Baugenehmigung erhalten und im Dezember 2016 mit der Produktion gestartet. Die beiden wollen Whisky wieder auf die „alte“ Art und Weise herstellen, d.h. er soll so schmecken wie früher. Die beiden haben für die Bar im Dornoch Castle Hotel viele alte Whiskys besorgt und man kann die dort für sehr humane Preise probieren. Sehr spannend die Reise in eine längst vergangene Zeit.

Tour durch die Produktion

Am Eingang vor dem alten Feuerwehrhaus steht eine Palette mit folgendem Text darauf:

Welcome to Dornoch Castle Distillery, Estd. 2016
We produce organic Gin & Whisky from scratch
available to purchase from Dornoch Castle
We are a working distillery and cannot offer tours.
If we are not too busy we can try answer any questions.
Thanks for the support

Ich habe mich im Vorfeld bei Phil gemeldet und gefragt, ob er sich etwas Zeit nehmen könnte. Da ich im Hotel übernachtet habe, war es kein Problem ein passendes (spontanes) Zeitfenster zu finden. Begrüßt hat mich dann aber Benedict John Skelton, ein deutscher Brauer und Brenner, der gerade ein „Praktikum“ bei den beiden absolviert hat. Wir unterhalten uns im Freien, denn neben den beiden Brüdern ist auch Jakob als Unterstützung aktiv und der freie Platz sehr limitiert.

Dornoch - Washback

Bei der Gerste experimentiert man mit alten Sorten wie z.B. Maris Otter (siehe auch Glenmorangie Tusail). Ich habe gehört, dass man hier lange Fermentationszeiten hat und Benedict bestätigt, dass hier drei Wochen Fermentation mit wenig aktiver Hefe keine Seltenheit ist. Ein Blick in eines der hölzernen Washbacks zeigt wenig bis keine Aktivität mehr. Sehr ungewöhnlich. Angefangen hat man mit einer iStill, aber zwischenzeitlich verrichten zwei Alambic Pot Stills ihren Dienst. Diese haben die beiden Brüder selber von Gas auf Elektrik umgerüstet. Die Jungs sind Bastler und sparen sich mit ihrer Geschicklichkeit viel Geld. Der New Make tropft gerade in einen Auffangbehälter.

Dornoch - Rundumblick

Weiter geht es in den Lagerhaus Container. Der platzt aus allen Nähten und beherbergt auch den Gin Aufsatz. Auf dem Rückweg durch die Destillerie werfe ich noch einen Blick in die obere Etage mit den restlichen Washbacks. Und dann mache ich schnell den Weg frei, denn hier wird gerade gearbeitet. Das Washback wird dabei ein wenig gekippt, damit auch der Rest herausläuft.

Dornoch - Fasslager

Eine größere Räumlichkeit ist bereits gefunden, aber im Mai waren noch nicht alle Auflagen erfüllt, um dorthin umziehen und weiter produzieren zu können. Damit war das vermutlich mein letzter Besuch in dieser winzigen Destillerie. Eigentlich schade.

Technische Daten

Dornoch - Alambics

In die Mashtun aus Edelstahl werden ca. 325kg Grist gefüllt. In die sechs hölzernen Washbacks (1.200 Liter max.) werden ca. 800-900 Liter gefüllt. Mit Fermentationszeiten und den passenden Hefen wird viel experimentiert und diese betragen zwischen 168 und 500 Stunden (7-21 Tage). Die beiden zur Whiskyproduktion genutzten Stills sind Alambics mit einem maximalen Fassungsvermögen von 1.000 Litern. Gelagert wird der New Make in größtenteils kleinen Fässern in einem Container neben der Destillerie. Produziert werden ca. 20.000 LPA (Liter purer Alkohol) pro Jahr.

Fazit meiner Destillerietour bei Dornoch

Hier sitzt jeder Handgriff und das meiste hier ist Handarbeit. Keine Computer. Keine Knöpfe. Die langen Fermentationszeiten von ca. 500 Stunden sind wohl einzigartig. Es hat mich sehr gefreut, dass sich die beiden Brüder und Benedict etwas Zeit für mich genommen haben. Wer noch die Möglichkeit hat einen Blick auf die kleine Destillerie zu werfen, sollte das unbedingt tun. Wer es nicht schafft, kann einen Blick auf meine Bilder werfen.

Danke Phil, Simon und Benedict für die Einblicke!

Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2019 (SRT19) findet Ihr hier mit Links auf die anderen Destilleriebesuche: SRT19 Schottland Roadtrip 2019 – Speyside, Skye und Dornoch. Oder Ihr nutzt das #Tag an dem Artikel.

Und wer noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen will, wird hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst; oder auf der Seitennavigation – alphabetisch).

SRT19 - Dornoch

Alle Bilder meines Besuchs bei der Dornoch Distillerie 2019.
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