Unabhängige Abfüller

UA im Profil: Hunter Laing

Welche Abfüllungen gibt es von Hunter Laing? Haben die etwas mit Douglas Laing zu tun? Wie viele Fässer besitzt die Firma und wie kommt sie an diese? Mal sehen, was Hunter Laing verraten hat…

Zusammenfassung

Stewart Laing ist der Managing Director von Hunter Laing & Company Limited. Hunter Laing hat sich bei der Entfusionierung von Douglas Laing 2013 gegründet. Bis dahin war Stewart gleichberechtigter Managing Director bei Douglas Laing. Bei der Trennung wurde die Firma Douglas Laing zu je 50% geteilt und aus dem einen Teil wurde Hunter Laing. Neben Stewart arbeiten auch die beiden Söhne Scott und Andrew sowie insgesamt 25 Mitarbeiter, von denen  die eine Hälfte im Office, sowie die andere in der Abfüllhalle arbeitet, bei Hunter Laing.

Hunter Laing Familienporträt

Stewart ist seit fast fünfzig Jahren in der Whiskyindustrie tätig. Angefangen hat er als Lehrling bei Bruichladdich bevor er seinen Vater Frederick beim Export-Geschäft unterstützt hat. Stewart ist für die Firma um die Welt gereist und hat die Marken vertreten. Heute würde man das Markenbotschafter oder Global Brand Ambassador nennen.

Adressen – real und virtuell

Marken und Ranges

Jeder UA hat eine oder mehrere Marken unter denen er seine Abfüllungen auf den Markt bringt. Hunter Laing hat eine Vielzahl dieser und deshalb versuche ich die Unterschiede ein wenig herauszuarbeiten.

Abfüllungen Hunter Laing

  • Old Malt Cask (OMC)
    Immer mit 50% und bereits seit langem als Marke von Douglas Laing bekannt. Seit 2013 unter dem Dach von Hunter Laing.
  • Old & Rare
    Abgefüllt mit Cask Strength (Fassstärke) und 20yo oder älter. Auch diese Marke ist bereits seit langem von Douglas Laing als „Platinum“ bekannt. Seit 2013 unter dem Dach von Hunter Laing als „Old & Rare“ (Flaschendesign und auch das Label gab es schon mit „Old & Rare“ aber dem Zusatz „Douglas Laing“).
  • Hepburn’s Choice
    Abgefüllt mit 46% werden junge Whiskys mit 5 bis 12 Jahren. Auf den Zusatz von Farbstoff und auf den Prozess der Kältefiltrierung wird verzichtet. Jede Abfüllung verkörpert die spezifischen Charakteristika einer bestimmten Whiskyproduzierenden Region, oder einer Destillerie Schottlands.
  • Distiller’s Art
    Eine neue Abfüllung unter der Marke Langside Distillers aus dem Hause Laing. Es handelt sich um Single Cask Abfüllungen, die bei 48% abgefüllt sind. Nicht kühlfiltriert, nicht gefärbt. Die Whiskies sind mit 12 bis 18 Jahren älter als die Hepburn’s Choice. Alle Flaschen sind einzeln nummeriert.
  • First Editions
    Hinter dem Label The First Editions steht der unabhängige Abfüller Edition Spirits. Gegründet wurde die Firma 2010 von Andrew und Scott Laing. Die First Editions Etikette, inspiriert durch die klassische Eleganz eines antiken Manuskripts, schmückt die Palette ihrer Single Malt Einzelfaßabfüllungen. Sämtliche First Editions Abfüllungen sind immer faßstark, und ohne Kältefiltration oder Farbzusätze.
  • Authors‘ Series
    Jede Abfüllung ist einem berühmten Autor gewidmet und trägt seine Abbildung auf dem Etikett sowie seine Historie auf der Rückseite der Flasche. Die edlen Flaschen mit Wachssiegel werden in einer sorgfältig und hochwertig verarbeiteten Geschenkbox verpackt. Alle Fässer sind von Andrew Laing persönlich ausgewählt. Es handelt sich um komplexe und besonders aromatische Whiskys aus ganz Schottland, abgefüllt in Fasstärke und in der Regel mit 20 Jahren oder älter.

Preise und Rahmenbedingungen der Abfüllungen

Altersrange Je nach Range von 5 bis >20 Jahre
Preise  unterschiedlich
Alkoholstärke 46%, 48%, 50% und Cask Strength; je nach Range
Anzahl Destillerien Alle schottischen Destillerien aus allen Regionen
Regionen Campbeltown, Lowland, Islay, Speyside, Highlands & Islands
Abfüllungen / Jahr  Mehrere hundert Fässer pro Jahr
Abfüllungen seit Gründung Keine Angabe, vermutlich unter 1.000 (Gründung 2013)
Abfüllanlage und Wasser Die eigene Abfüllanlage liegt außerhalb Glasgows an der Stadtgrenze. Abgefüllt wird mit lokalem Wasser.

Fässer und Wood-Policy

Auch bei Hunter Laing will man nicht mit der Sprache rausrücken, wie viele Fässer man in den Lagerhäusern hat – „Our cask stocks are confidential„. Aber es gibt ein „Nachschubprogramm“, d.h. es wird immer wieder zusätzlicher Whisky gekauft, um den Bedarf zu decken. Der Großteil der Fässer sind Bourbon Hogsheads, aber auch einige andere Varianten wie z.B. Sherry, Rum und Weinfässer sind dabei. Es gibt zwar „ein wenig“ Lagerfläche in South Lanarkshire, aber die meisten Fässer sind über Schottland verteilt. Eingekauft werden die Fässer aus verschiedenen Quellen, aber hauptsächlich bei Destillerien und Brokern. Jährlich und wenn sich die Möglichkeit ergibt auch spontan, lässt man sich New Make abfüllen.

Auswahl und Tasting Panel

Viele UAs haben einen ausgewählten Personenkreis, der eine „ausgebildete Nase“ hat. In einem solchen Tasting Panel werden dann nach hauseigenen Spielregeln Whiskys ausgewählt und/oder beschrieben.

Die Proben werden regelmäßig von vier Leuten probiert: der Laing Familie und vom Master Blender Tom Aitken. Neue Abfüllungen werden je nach Nachfrage aber fast durchgängig produziert.

Ich habe auch noch Mal ausdrücklich nachgefragt, was mit einem Fass passiert, dass sich nicht so entwickelt, wie man es sich wünscht und der Whisky in dieser Form nicht abgefüllt werden kann. Hier ist die Antwort von Scott Laing: „If they are too young, we will leave them to mature longer. Otherwise, we may look at recasking them to give a different finish, or putting them into a vatting for a blend that we create. It depends on the individual character of the cask in question, so each case is different.

Besonderheiten

Hier ist nun der Platz, an dem sich der UA selber ins beste Licht rücken darf. Scott, was macht Hunter Laing so besonders? 

Scott: „We are working on our project of building Ardnahoe distillery on Islay at the moment. We are building Ardnahoe because we want to experience creating our own whisky. We would like to create a distillery that will hopefully last for hundreds of years. That is our goal.

Wir sind gespannt, wann die neue Destillerie fertig ist. Erste Arbeiten sind bereits im Gange. Die aktuellen Infos zu allen neuen Destillerien findet Ihr hier: Neue Destillerien & Erweiterungen.

Empfehlung von Hunter Laing

Auf die Frage, welche Flasche aus dem aktuellen Sortiment besonders zu empfehlen ist, antwortete mir Scott: „We try and select the best casks for bottling – but each whisky must rest on it’s own merits!

Die zugegeben schwierige Frage an jemanden, der fast ausschließlich Single Cask Abfüllungen verkauft, hat er damit offen gelassen. Wir müssen selber alle davon probieren und uns ein eigenes Bild machen.

Das meint die Maltkanzlei

Damit Ihr nicht nur meine Meinung zu den UAs bekommt, habe ich Dirk Lunken von der Maltkanzlei um seine Unterstützung gebeten. Dirk hat viele Abfüllungen von unabhängigen Abfüllern probieren können.

Dirk, was hältst Du von den Abfüllungen von Hunter Laing?

Dirk: „Hunter Laing… ich musste, wie wohl so mancher andere auch, erst einmal überlegen, welche Abfüllungen nach der sehr geräuschlosen Auftteilung aktuell überhaupt zum Portfolio des Abfüllers gehören. Die Old Malt Cask Serie ordne ich, da meine privaten Flaschen eben ausnahmslos noch aus dieser Periode stammen, gedanklich weiterhin eher Douglas Laing zu. Geschmacklich und auch preislich interessant fand ich in den letzten Jahren die heute zu Hunter Laing gehörende Old & Rare (ex Platinum Selection) Reihe mit ihren Dumpy Flaschen. Erwähnenswert scheinen mir hier vor allem die zahlreichen Caol Ila Destillate aus den 1970er und frühen 1980er Jahren, die mir durch die Bank viel Spaß gemacht haben. Aus den Reihen der etwas weniger im Rampenlicht stehenden Brennereien möchte ich den herrlich dunklen Tamdhu 1990/21yo mit 53.6% ABV hervorheben. Seinerzeit tatsächlich mein erster Tamdhu aus einem wirklich intensiven Sherryfass. Großartige Kombination.

Slàinte aus der Maltkanzlei.

Vielen Dank Dirk für Deine Meinung!

Mein Fazit

Meine bewusst in Erinnerung gebliebenen letzten Abfüllungen von Hunter Laing waren u.a. diverse OMC’s aber noch aus der Schmiede von Douglas Laing. Die fand ich Klasse. Die Trennung der beiden Unternehmen und den Übergang einiger Marken zu Hunter Laing haben viele in meinem Bekanntenkreis gar nicht zur Kenntnis genommen. Meine erste Berührung mit den neuen Marken hatte ich dann über den deutschen Importeur Prowhisky und der neuen Marke Hepburn’s Choice. Die anderen Marken sind bisher komplett an mir „vorbeigegangen“. Da wird es mal Zeit, Abhilfe zu schaffen und mir eine Meinung zu bilden.

Hier findet Ihr alle Artikel zu Hunter Laing. Den Hintergrundartikel und die Links zu den anderen Artikeln findet Ihr hier: Whisky-Wissen: Unabhängige Abfüller – was steckt dahinter und welche gibt es?.