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Bourbon & Aromen – Woodford Masterclass in Hamburg

Amerikanischer Whiskey gehört nicht zu meinen Favoriten. Für mich sind es die schottischen Single Malts, die eine gewisse Aromenvielfalt und damit komplexe Überraschungen bereit halten. Ab und an muss man aber über den Tellerrand schauen und deshalb bin ich gespannt auf die Woodford Reserve Masterclass.

In der Einladung von Daniel Fellner, Account-Manager Super Premium Brands bei Brown-Forman, steht: „Im Zentrum der Betrachtung geht es um die Entstehung der komplexen Aromen unseres geliebten „Aqua Vitae“ – wir tauchen vertieft in die Materie der Barrel Maturation ein und werden uns mit Techniken der Aromen-Findung unseres Gehirns in Kombination mit Lebensmittel beschäftigen…“ – mal sehen, klingt jedenfalls spannend.

Ort des Geschehens ist die Bar Rye & Dry (Bismarckstraße 10, 20259 Hamburg). Nettes Ambiente, gefällt mir.

Die Master Class

Auf dem Plan stehen die drei folgenden Abfüllungen (ohne Farbstoffe):

  • Woodford Reserve, Kentucky Straight Bourbon Whiskey, 43.2%
  • Woodford Reserve, Kentucky Straight Rye Whiskey, 45.2%
  • Woodford Reserve, Double Oaked (Kentucky Straight Bourbon), 43.2%
WR MC - Daniel Fellner

Daniel führt uns mit ein paar Bildern durch die Woodford Distillery (Kentucky), erklärt uns sehr detailliert wie die drei Kandidaten hergestellt werden und wir verstehen sehr schnell, was Woodford von den großen Destillerien wie Jack Daniels (ebenfalls Brown-Forman) oder Jim Beam unterscheidet. Unter anderem sind es drei Potstills aus Schottland, die hier hintereinander genutzt werden (dreifach destilliert) und keine Column Stills, um schnell Masse zu produzieren. Langsamkeit (wie man sie aus der Jack & Jim Werbung kennt) gibt es hier wirklich. Man betreibt eine eigene Küferei und stellt dort selber die benötigten Fässer her. Aber auch in Sachen Bourbon und Rye allgemein habe ich einiges dazu gelernt.

Was macht einen Bourbon aus?

Dazu gibt es ein paar Gesetze und Vorschriften, die Daniel alle gewälzt hat. Hier ein paar der wichtigsten Fakten:

  • US Produkt (darf also nur in USA hergestellt werden)
  • Muss mindestens 51% Maisanteil haben
  • Neue, gekohlte („charred“) „Behälter“ (container) aus US Weißeiche (ich habe noch nicht gehört, dass etwas anderes als Fässer benutzt werden, aber erlaubt wäre es wohl). Sehr zur Freude der Schotten!
  • Es darf nur Kalkstein (limestone) Quellwasser hinzugefügt werden
  • Überraschend: KEINE ALTERSANGABE, d.h. bereits nach einem Tag im Fass, dürfte dies als Bourbon verkauft werden

Straight

Die Angabe „Straight“ ist ein Qualitätsmerkmal, das folgendes bedeutet:

  • Mindestens 2 Jahre Reifung
  • Bei unter 4 Jahren Reifung, muss das Alter ausgewiesen werden
  • Muss aus einem State kommen (also z.B. „Kentucky Straight….“)

Bottled in Bond

Auch dies ist ein Qualitätsmerkmal und bedeutet:

  • Produkt einer Destillerie
  • Alle Bestandteile stammen aus der selben „Saison
  • 50% ABV
  • 4 Jahre

Genug zu Bourbon und Rye – jetzt gehts an die Aromen!

Aromenfindung

Das ist alles sehr interessant, aber richtig spannend wird es jetzt in der zweiten Verkostungsrunde. Daniel hat zu jedem Whiskey ein Aromenrad bei dem passend zur Intensität der jeweilige Bereich einen größeren Anteil einnimmt. Auf dem Tisch vor uns gibt es einen Teller mit einigen Zutaten darauf, die man als Aromen in Tasting Notes häufig findet:
  • Orangenscheiben
  • Haselnüsse
  • Schokolade
  • Cranberries
  • Parmesan (den habe ich noch nie gehört/gelesen)
WR MC - Aromenteller

Nun sollen wir nicht, wie ich erwartet hätte, etwas vom Teller nehmen und dies dann auch im Whisky finden, sondern jetzt kommt die „Gehirn-Manipulation“, wie es Daniel beschreibt. Die Technik funktioniert folgendermaßen: die Zutat in den Mund, kauen, aber nicht runterschlucken und dann einen Schluck Bourbon mit dazu in den Mund. Und jetzt auf die Aromensuche gehen. Es geht dabei nicht um den Mix, sondern darum, dass einzelne Aromen im Mund betont werden.

Das haben die Zutaten besonders betont:

  • Parmesan (oder Käse im allgemeinen): Nuss- und Holzaromen
  • Haselnuss: Holzaromen
  • Orange (Fruchtfleisch): Frucht, neben Orange und Zitronen auch Pfirsich und Grapefruit
  • Orangenschale (Schale ausgepresst): Grapefruit
  • Cranberries: Kirsche, Brombeere, Pflaumen
  • Schokolade (97% Kakao): Kaffee, Pfeffer, Nelken, Zimt
  • Goldsaft (wurde nicht verraten): Getreide/Süße im speziellen Karamell, Honig und Melasse

Bis auf den Goldsaft war das aromatisch sehr überraschend für mich. Ich hatte erwartet, die einzelnen Zutaten einfach deutlicher zu schmecken, aber dem war nicht so. Nur beim Goldsaft hatte ich persönlich keine so große Überraschung, da dieser sehr mächtig war. Das Experiment hat mir gefallen! Unbedingt nachmachen!

WR MC - Ted Marcuse

Zum Ausklang der Master Class hat Ted Marcuse, Geschäftsführer und Barchef im Rye & Dry, noch einige Whisky-Cocktails für seine Gäste gemischt. Ich muss los und habe mir deshalb noch ein paar Cocktail-Empfehlungen für Rye und Bourbon mit auf den Weg geben lassen.

Ted: „Da wäre für mich zum einen der Elks Own zu nennen, eine Mischung aus Rye Whisky, frischem Zitronensaft, etwas Zucker, Eiweiß und rotem Portwein. Das Gegenstück dazu ist der NewYork Sour, dieser wird mit Bourbon, frischem Zitronensaft, Zucker, Eiweiß und Rotwein gemischt. Zu guter letzt sollten wir den Alltime Klassiker den Manhattan nicht vergessen, der mit Rye Whiskey, roter Wermut und Angostura Bitters seine ganz eigene Note hat und in keiner Bar fehlen sollte.

Wenn Ihr jetzt auf den Cocktail-Geschmack gekommen seid, schaut bei Ted vorbei und lasst Euch von dem zuvorkommenden Barteam einen Cocktail mischen oder genießt einen Whisk(e)y pur (oder auf Eis, wenn Euch das lieber ist).

Ich werde das Experiment mit verschiedenen Zutaten wiederholen. Danke Daniel fürs Zeigen und danke für die Einladung zur Master Class! Vielleicht schaffe ich es ja mal zur Woodford Distillery. Die Bilder haben ein wenig das Fernweh geweckt.

Woodford Reserve Master Class

Die Master Class fand am 19.03.2018 im Hamburger Rye & Dry statt.
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