Blind Tasting

3x Blind Tasting von MargareteMarie – oder wie man mal wieder richtig daneben liegen kann

Ich fordere regelmäßig meine Blogger Kollegen heraus und stelle ihnen in der Blind Tasting Challenge schwierige Aufgaben. Nun hat sich MargareteMarie gedacht, dass ich jetzt auch mal ran muss. Blind Tasting von MargareteMarie – Challenge accepted. Aber: sie hat mir gar nichts verraten. Also mach ich mich unter erschwerten Bedingungen ans Werk und versuche so viel wie möglich herauszufinden.

Im Überblick

Erhalten habe ich drei Samples beim Blind Tasting von MargareteMarie mit der Aufschrift 1, 2 und 3. Das wars. Schottland? Thema? Nein, keine Info. Dann wollen wir mal schauen, was mir zu den dreien einfällt. Ich habe die drei Proben in zwei Durchgängen verkostet. Bei beiden Runden (an unterschiedlichen Tagen) habe ich versucht die Aromen zu erforschen, die Besonderheiten herauszuarbeiten und den Alkoholgehalt zu bestimmen. Und natürlich habe ich auch einen Tipp abgegeben, was es sein könnte. Mal sehen wie gut oder besser wie weit daneben ich liege.

Meine Tasting Notes – Blind Tasting von MargareteMarie

Tasting Notes #1

  • Nase: Reife Aprikosen, Zitronenschale und etwas Ananas. Die Ananas wird mit der Zeit immer kräftiger.
  • Geschmack: Dezente Süße, Ananas und Zitronenschale. 
  • Abgang: Leichte alkoholische Schärfe und leichte Eichenoten. 
  • Wertung: + (80€)

Mortlach? ex-Bourbon Cask mit Sherry Finish? >50%? 16-21+ Jahre

Tasting Notes #2

  • Nase: Sehr ungewöhnlich und ich kann die Aromen vorerst noch nicht einordnen. Viel Karamell. Mit der Zeit frisch aufgeschnittene noch unreife Aprikosen. Dann noch etwas feuchtes Sauerteigbrot. 
  • Geschmack: auch am Gaumen sehr viel Karamell. Eine leichte Pfefferschärfe lässt mich auf einen höheren Alkoholgehalt schließen. 
  • Abgang: Der Wein- und Karamellcharakter halten auch beim Abgang eine Weile an. 
  • Wertung: o

Von der Farbe würde ich auf ein Rotweinfass tippen. Sehr dezente Aromen wie dreifach destilliert. Das Fass hat hier übernommen und für meinen Geschmack nicht viel von einem Destillerie Charakter übrig gelassen. Ich vermute der hat über 50%. Auchentoshan mit Rotwein-Finish.

Tasting Notes #3

  • Nase: Herbe Noten wie Geranien. Würzig. Rauch?
  • Geschmack: ordentlich würzig. Nuss und Milchschokolade. Erdig. 
  • Abgang: Die Würzigkeit hält eine ganze Weile an. 
  • Wertung: o

Virgin Oak? STR? Ist mir etwas zu würzig. Beim Rauch vermute ich keinen schottischen Torf und insgesamt auch keinen schottischen Whisky. Über 50% auch hier. 

Die Auflösung von MargareteMarie

Blind Tasting von MargareteMarie - das waren die drei (Bild von MargareteMarie)
Das waren die drei im Blind Tasting von MargareteMarie (Bild von MargareteMarie)
  1. Talisker, Distillers Edition 2009/2019, 10yo, Amoroso Sherry Cask Finish, 45.8%, ca. 55.- EUR
  2. The Refiners, Dufftown, Domina Rotweinfass, SC, CS, ncf, nca, 9yo, 56.2%, war 59.90 EUR (ausverkauft)
  3. Peat’s Beast 27yo, 50.1%, Virgin Oak Casks, ca. 205.- EUR

SC = Single Cask (Einzelfass), CS = Cask Strength (Fassstärke), ncf = no chill-filtration (keine Kältefiltration), nca = no color added (ohne Zusatz von Zuckerkulör), yo = years old (Altersangabe)

Zu 2): „…handelt es sich um einen 8jährigen Whisky der Dufftown Distillery aus einem Ex-Bourbon-Fass, den ich 4 Monate lang in einem 225 Liter großen Domina-Rotwein-Barrique-Fass aus amerikanischer Weißeiche weiter reifen ließ. Das Fass war gerade erst entleert worden, als es hier ankam, und hatte eine fantastische Qualität.“ und „Distilled and matured in Scotland, finished and bottled in Germany.“ (siehe Feingeist Refiners)

Und das waren meine Tipps im Abgleich beim Blind Tasting von MargareteMarie:

  1. Mortlach [nö]? ex-Bourbon Cask mit Sherry Finish [ja]? >50% [nö]? 16-21+ Jahre [nö]
  2. Auchentoshan [nö] mit Rotwein-Finish [ja], über 50% [ja]
  3. Virgin Oak [ja]? Kein schottischer Torf [doch], kein schottischer Whisky [doch], über 50% [ja]

Mein Bewertungsschema

Bewertet wurde(n) die Probe(n) nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:

+gefällt mir, würde ich mir kaufen
ook/gefällt mir, muss ich aber nicht haben
trifft nicht meinen Geschmack

Was Du bei einer Verkostung beachten solltest und wie ich dabei vorgehe findest Du übrigens hier: Whisky-Wissen für Einsteiger. Und: wenn ich einen Whisky zur Verkostung zur Verfügung gestellt bekomme, ändert dies nichts an meiner Bewertung. Ich versuche immer fair zu bewerten, sage aber auch, wenn der Whisky nicht meinen persönlichen Geschmack trifft.

Fazit

Das war eine schöne Challenge, die mal wieder Demut gelehrt hat. Alle drei Whiskys beim Blind Tasting von MargareteMarie wurden bei schottischen Destillerien gebrannt. Da war ich mir nicht wirklich sicher. Bei der ersten Probe, war ich mir ziemlicher sicher, dass es Mortlach, Clynelish oder Dailuaine sein müsste. Weit daneben und ich habe die sonst so typischen Salz-/Pfeffernoten von Talisker aber kein wenig gefunden. Nur mit einem ungewöhnlichen Weinfass lag ich nicht ganz soweit daneben.

Und warum berichte ich darüber? Nun, nimm es als Inspiration Deine Freunde mal herauszufordern. Zeige ihnen mit einem oder mehreren Blindsampels Whiskys, die sie mal probieren sollten. Und wenn Du nett bist oder sie noch nicht so viel Erfahrung haben, dann gib ihnen auch noch ein paar Tipps mit. Ansonsten kannst Du Dich ja gerne mal bei den Blind Tasting Challenges inspirieren lassen.

Danke an MargareteMarie für die drei Samples!