SRT23: Besuch bei Royal Lochnagar mit Hindernissen
Auf dem Weg von Edinburgh nach Dufftown liegt bei meiner Route die Royal Lochnagar Distillery. Hier war ich zuletzt 2008 mit meiner Familie und habe mich damals nur im Shop umgeschaut. Nach mehreren geplanten und vereinbarten Besuchen, steht ein Besuch für diese Destillerie mit Tour inklusive Fotoerlaubnis auf meinem Plan. Aber da gibt es ein paar Hindernisse, die ich erst aus dem Weg räumen darf.
Hintergrundwissen
Die Royal Lochnagar Destillerie liegt in der Nähe des Dorfes Crathie in Aberdeenshire. Die Destillerie wurde im Jahr 1845 von John Begg gegründet und erhielt zunächst den Namen New Lochnagar. John Begg war ein ehemaliger illegaler Whiskybrenner, der sich entschloss, eine legale Brennerei zu eröffnen.
Im Jahr 1848 besuchte Königin Victoria zusammen mit Prinz Albert die Royal Lochnagar Destillerie. Beeindruckt von der Qualität des Whiskys ernannte sie die Brennerei zum königlichen Hoflieferanten und verlieh ihr den Titel „Royal“. Seitdem trägt die Destillerie den Namen Royal Lochnagar.
Die Destillerie blieb in Familienbesitz und wurde über die Jahre hinweg von verschiedenen Eigentümern betrieben. 1916 wurde sie von John Dewar & Sons erworben. 1925 ging die Brennerei in den Besitz von Distillers Company Limited (DCL) über, die schließlich Teil des heutigen Diageo-Konzerns wurde. 1963 fand der letzte größere Umbau statt.
Tour durch die Produktion
Royal Lochnagar liegt gleich neben dem Balmoral Castle. Auf dem Weg zur Destillerie darf man ein wenig auf die unkonzentrierten Touristen des Castles achten, denn die hüpfen schon mal auf die Straße.
Meine Tour wollte ich vorab per E-Mail klären. Bei dem letzten geplanten Besuch (in 2019) gab es noch ein striktes Fotoverbot im Produktionsbereich bei Royal Lochnagar, aber nach Kontaktaufnahme hatte man mir versprochen, dass es mit einer „Pressetour“ klappen wird. 2019 hatten sich meine Pläne aber geändert und so wollte ich es dieses Jahr wieder versuchen. Leider habe ich es trotz mehrerer Versuche nicht geschafft, vorab eine Tour (mit Fotoerlaubnis) zu buchen.
Die Kommunikation per E-Mail hat nur schlecht funktioniert. Vor Ort habe ich dann erfahren, dass (bis auf wenige Ausnahmen) das Fotografieren jetzt erlaubt ist, aber die nächste Tour voll und die übernächste erst in zwei Stunden losgeht. Dass ich mehrmals per E-Mail für die Tour angefragt habe, hat die Aushilfs-Managerin nicht interessiert. Warum man mir nicht geantwortet hat, konnte keiner nachvollziehen. Das scheint dann wohl mein Problem zu sein….
Ich nutze die Zeit, mache Mittagspause, schaue mich im Shop um und trinke einen Kaffee im Cafe. Dann startet unsere Tour mit Eric. Raus auf den Hof zum Malt Intake. Wir sind nur zu sechst, denn vier Personen sind nicht erschienen. Eric erklärt den Produktionsprozess und geht mit uns zu einem „Showroom“ in dem eine alte Bobby Mühle steht und Gläser mit Malz, Grist und Torf.
Die neue 4-Roller Bobby Mühle bekommen wir nicht zu sehen. Auf dem Weg zur Mash Tun kommen wir an einem Plexiglasfenster vorbei hinter dem zwei der hölzernen Wahsbacks stehen. Näher kommen wir denen nicht mehr. In der Destillerie ist heute (Freitag) nichts weiter los, denn es wird nicht produziert. So ist die Mashtun leer und auch die beiden Stills sind nicht in Betrieb.
Wieder im Hof angelangt umrunden wir das Produktionsgebäude. Hier kann ich einen kurzen Blick auf die Worm Tubs erhaschen. Vorbei an einem Lagerhaus erklärt uns Eric, dass hier die „Casks of Distinction“ lagern. Das ist ein Fassprogramm von Diageo bei dem meist alte und teure Fässer verkauft werden und hier dann noch lagern. Diese Fässer können dann auch „besucht“ werden. Aber nicht von uns, denn wir gehen weiter zum Filling Store. Der New Make wird hier tatsächlich noch in Fässer gefüllt und erst dann abtransportiert, denn gelagert wird hier fast nichts von der aktuellen Produktion.
Nebenan ist noch ein kleines Lagerhaus in dem Eric über die Fassreifung berichtet und wir dürfen auch an einem Fass riechen. Hier stehen einige alte Fässer herum. Teilweise von Destillerien, die es nicht mehr gibt. Entdeckt habe ich einige Royal Lochnagar Fässer von 1986, aber auch ein Millburn aus 1976 und ein Glenury Royal aus 1973. Da hätte ich gerne mal probiert… Wir gehen weiter nach nebenan, denn hier ist unser Tasting aufgebaut.
Die vier Abfüllungen nehme ich mir als Drivers Pack mit:
- Royal Lochnagar, 12yo, 40%
- Royal Lochnagar, Distillery Exclusive, 48%
- Royal Lochnagar, 175th Anniversary, 17yo, 56.3%, 250.- GBP
- Royal Lochnagar, Fill your own bottle, 14yo, 59.3%, 190.- GBP
Technische Daten der Royal Lochnagar Distillery
Das Malz wird angeliefert, denn seit den 60igern (ich vermute mal seit dem Umbau 1963) gibt es vor Ort keine Maltings mehr. Die ausgestellte Bobby Mill wurde 1980 ausgemustert und mit einer 4-Roler-Mühle von Bobby ersetzt. Die 5.4t Stainless Steel Mashtun ist offen und arbeitet mit 4 Wassern und einem Underback.
Die beiden hölzernen Washbacks sind auch die einzigen beiden, die es gibt. Jedes fasst ein Maximum von 35.000 Litern und verfügt über einen Switcher. Bei vier Mashes pro Woche, wird jedes zweimal gefüllt. Die Fermentationszeit beträgt zwischen 65 und 110 Stunden. Als Hefe wird Distillers Yeast genutzt. Nach der Fermentation geht es in Teilen weiter in die eine Wash Still, die mit ca. 6.100 Litern gefüllt wird (max. Kapazität ist 7.410 Liter). Der Run in der Wash Still dauert ca. 4 Stunden. Die Spirit Still wird mit ca. 4.000 Litern bei einer Kapazität von 5.450 Litern gefüllt. Der Spirits Receiver wurde 1823 hergestellt und gebraucht von Port Ellen übernommen. Die beiden Stills sind an einen Worm Tub angeschlossen.
Pot Ale und Spent Lees werden von den umliegenden Bauern auf die Felder ausgebracht bzw. als Futter genutzt. Pro Jahr werden ca. 500.000 LPA (New Make) hergestellt. Davon werden ca. 1.000 Fässer vor Ort und der Rest bei Glenlossie gelagert.
Fazit meiner Tour durch die Royal Lochnagar Distillery
Ohne meine Bemühungen vorab hätte ich auch vollstes Verständnis gehabt, aber so war es ärgerlich und hat mich um meinen Genuss der „Snow Road“ gebracht. Schade, dass die Aushilfs-Managerin Joycline so unflexibel war und keine einfache Lösung gefunden hat. Ich verbuche das mal unter schlechtes Management und gehe davon aus, dass dies im Normalfall anders läuft. Der Tourguide Eric hat das wieder wett gemacht.
Schade, dass für mich nun ein wenig fader Beigeschmack meine Erinnerung trübt, denn ich habe mich seit 2008 auf eine Tour gefreut. Damals hat mich der Distillery Manager ohne Tour in das Raritätenlager geführt und mich auch kostenlos etwas probieren lassen. Ich glaube so ähnlich freundlich ist das Team auch heute noch, wenn man freundlich ist und das Team mit dem richtigen Management gewähren lässt….
Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2023 (#SRT23) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT23 an dem Artikel.
Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch). Die Webseite der Royal Lochnagar Distillery hilft Dir bei den Touren weiter. Meine „Expressions Tour“ kam 20.- GBP.