Interview: Jens Rosenberg zum Thema NAS
Im Rahmen meines Artikels zum Them NAS Whisky-Wissen: NAS – Whisky ohne Altersangabe habe ich Jens Rosenberg gebeten mir ein paar Fragen zu beantworten. Jens ist Brand Ambassador bei Beam Suntory.
Beam Suntory ist ebenfalls einer der „Trendsetter“ von vielen neuen NAS Abfüllungen. So gibt es nicht nur bei Laphroaig eine neue Abfüllung nach der anderen. Ich wollte deshalb von Jens wissen, wie Beam Suntory und er persönlich das Thema NAS – Whisky oder Altersangabe -sehen. Das letzte Interview eines der Hersteller hat einige Kritik ausgelöst, darum vorab hier noch mal der Hinweis, dass ich auch dieses Interview nicht zensieren werde. Auch Jens habe ich zu Wort kommen lassen. Wer dies als Werbung ansieht, kann hier einfach aufhören zu lesen. Und wer auch die Meinung der Hersteller lesen möchte, kann gerne weiterlesen.
PM: Ist alter Whisky besser als Whisky ohne Altersangabe?
JR: Das Alter eines Whiskys sagt nicht zwangsläufig etwas über seinen Geschmack oder die Qualität aus. Auch ein junger oder ein NAS Whisky können geschmacklich und qualitativ überzeugen.
PM: Gibt es eine Differenzierung bei NAS? Sogenannte „Standardabfüllungen“ vs. „Sondereditionen“?
JR: Die sogenannten “Standardabfüllungen” sind in der Regel durchgängig – also das gesamte Jahr über – erhältlich. Bei NAS Sondereditionen ist die Menge limitiert, sie sind nur begrenzt verfügbar.
PM: Es gibt einige NAS, die es zur Standardabfüllung geschafft haben, wie z. B. eure „SELECT“-Abfüllungen. Diese Abfüllungen werden vom Markt akzeptiert und zu einem vernünftigen Preisleistungsverhältnis (PLV) angeboten. Warum werden Sondereditionen zu einem deutlich höheren Preis angeboten? Sind sie besser als die „alten“ Standardabfüllungen (z. B. 18yo vs. Lore)?
JR: Die Preisdifferenz kommt dadurch zustande, dass Sondereditionen zum Einen in deutlich geringeren Mengen hergestellt werden und nur begrenzt verfügbar sind. Zum Anderen gibt es Besonderheiten in der Herstellung unserer Sondereditionen, die zu ihrer Exklusivität beitragen: Sie reifen beispielsweise in besonderen Fässern, die unsere Distiller extra hierfür ausgewählt haben, oder erhalten ein Finish in einem außergewöhnlichen Fass.
PM: Warum stellt Beam Suntory bei immer mehr Destillerien (z. B. Laphroaig, Ardmore) NAS Whiskys her und nicht nur Whisky mit Altersangabe? Und warum werden dafür teilweise die „Einsteigerwhiskys“ vom Markt genommen (z. B. Laphroaig 10 vs. SELECT)? Nur damit „jüngerer Whisky“ teurer verkauft werden kann?
JR: Die globale Nachfrage nach Whisky und der Trend hin zu immer neuen Geschmacksvarianten wachsen stetig. Diese Entwicklung ließ sich vor einigen Jahren noch nicht absehen, so dass die Brennereien heute an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.
Die Konsequenz ist, dass sie vermehrt qualitativ wertige NAS Whiskys auf den Markt bringen. Generell sind wir immer daran interessiert, unser Portfolio im Sinne der Verbraucherwünsche zu erhalten und weiter auszubauen. So gibt es weiterhin den 10-jährigen Laphroaig, der durch die Select-Edition als Einstieg in die Welt von Laphroaig ergänzt wurde.
PM: Woran können sich die Konsumenten bei NAS Whiskys zukünftig orientieren? Welche Qualitätsmerkmale gibt es (außer dem Master Blender und die Destillerie)?
JR: Verbraucher können sich an den bekannten Whisky-Marken und Destillerien orientieren. Diese sind auch weiterhin bestrebt, qualitativ hochwertige Whiskys zu vermarkten. Neben der Qualität ist der persönliche Geschmack das wichtigste Kriterium bei der Wahl eines Whiskys. Ich empfehle Konsumenten deshalb, unvoreingenommen an neue Whiskys heranzugehen und das Geschmackserlebnis auf sich wirken zu lassen.
PM: Wie steht Beam Suntory zum Thema „Transparenz“? Würde es dem Konsumenten helfen, wenn die prozentuale Verteilung des Alters im Batch transparent wäre (siehe Compass Box Campaign, Bruichladdich)?
JR: Auch wenn konkrete Angaben fehlen, sprechen wir offen darüber, in welcher Altersspanne sich unsere Marken, wie der Laphroaig Quarter Cask oder der Connemara, bewegen. Generell gebe ich Whisky-Fans bei unseren Tastings aber den Tipp, sich erst ein Geschmacksurteil zu bilden und sämtliche Aromen wahrzunehmen, bevor sie über Fakten wie das Alter sprechen. Denn die sind nebensächlich, wenn der Whisky geschmacklich überzeugt.
Vielen Dank für dieses Interview, Jens. Das waren einige sehr wichtige Hinweise und neue Denkanstöße.