Destillerietour

Wolfburn: Nördlichste Destillerie auf schottischem Festland

Meine letzte Destillerietour für den heutigen Tag und auch den Rest der Woche ist Wolfburn. Erst im August 2012 mit dem Bau der Halle gestartet und am 21.01.13 den ersten Whisky destilliert, gibt es seit 2016 schon den ersten dreijährigen Single Malt von der Destillerie in Thurso.

Die Destillerie ist nicht leicht zu finden. Ich bin verabredet mit Charlie Ross und nach einiger Zeit entdecke ich in dem kleinen Industriepark die richtigen Gebäude. Auch spontane Besucher sind bereits auf dem Parkplatz, aber ohne Anmeldung ist es schwierig. Kleiner Tipp: meldet Euch an, denn es gibt kein Visitor Center und auch keinen Shop. Nur vier Hallen, von denen eine die Produktionsanlagen enthält.

Distillerie Hauptgebäude

 

Charlie begleitet mich ins Gebäude und bereits nach wenigen Sekunden habe ich alles gesehen, denn die komplette Produktionsanlage ist in dieser einen Halle aufgebaut und an dem Prozess ausgerichtet. So startet das ganze von links mit der Mashtun, weiter zu den Washbacks, Wash Still, Spirit Safe, Spirit Still und noch zwei Tanks. Das war es. Die letzte Produktion war um 16:00 Uhr beendet, und so ist zwischenzeitlich alles sauber und alle sind bereits auf dem Weg nach Hause. Bis auf Charlie, denn der nimmt sich Zeit für mich und geht mit mir alles durch.

Mashtun

 

Mashtun

Die Mashtun ist klein. Nur 1.100 kg Grist haben Platz. Die Kupferkappe stammt von Caperdonich. Sechs Mashes pro Woche – 2x Montag, 1x Dienstag, 2x Donnerstag und 1x Freitag. Damit ist noch viel Luft nach oben für den Fall, dass man mal mehr produzieren möchte. Das erste Wasser mit 66°C und 3.900 Litern „sitzt“ für ca. 40-45 Minuten, wie mir Charlie erklärt. Das zweite Wasser mit 77-78°C und 1.200 Litern wird gesprinkelt genauso wie das dritte mit 88°C und 3.900 Litern. Gesamtdauer 5-5,5 Stunden. Dabei gehen die ersten beiden Wasser mit 5.100 Litern als klarer Wort (Würze) in eines der Washbacks. Das dritte Wasser wird bei der nächsten Runde als erstes Wasser genutzt.
Gangway mit Aussicht

 

Washbacks

Mit drei Washbacks von Caperdonich in Edelstahlt-Ausführung hat man begonnen. Zwischenzeitlich ist ein viertes dazugekommen. Von den vieren werden zur Zeit nur drei in Rotation genutzt. Zwei weitere haben noch Platz (siehe Bilder). Mit anfänglichen 13°C ruht der Wort mit 5 Kilo Trockenhefe zugesetzt für 67 bis 92 Stunden (keine Wochenendarbeit!). Dann geht der Wash in die Wash Still.
Stills und Spirit Safe

 

Stills

Die Wash Still (5.500 Liter) steht gleich nebenan. Dann kommt der Spirit Safe und die Spirit Still (3.800 Liter). 110.000 Liter werden dieses Jahr vermutlich erzeugt. Die ersten 18 Monate wurde „un-peated“, dann 2013 eine LKW-Ladung, July 2014 eine weitere LKW-Ladung, 2015 bereits für drei Monate und in 2016 für vier Monate „peated“ Spirit (10 ppm) produziert. Aktuell wird an fünf Tagen pro Woche produziert. Die Potstills haben innliegende Heizspiralen („Steam Pipes“). Auf dem Weg von den Washbacks zur Wash Still wird die Wash über einen Wärmetauscher („Heat Exchanger“) um ca. 20°C aufgeheizt. Die Wash Still läuft ca. 3,5 Stunden. Bei der Spirit Still sind die ersten 10 Minuten die Foreshots, dann mit 74%-61% für 1 Stunde und 40 Minuten der Middlecut (ergibt ca. 69,5%).
Rundumblick

 

Zwei Tanks

Hinter der Spirit Still befinden sich noch zwei Tanks. Der linke ist für Kaltwasser und der rechte für flüssigen Abfall. Der trockene Abfall geht direkt aus der Mashtun auf den Hänger links neben dem Gebäude. Der flüssige Abfall wird abgeholt und aufbereitet.
Lagerhaus 1 ist voll

 

Lagerhaus #1

Dann geht es weiter in das Lagerhaus Nummer eins. Hier liegt auch das erste abgefüllte Fass mit der Nummer eins. Dieses Dunnage Lagerhaus ist mit drei Fassreihen übereinander bereits bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch einige private Fässer mit Namen der Besitzer habe ich gesehen. Einige sogar mit asiatischen Schriftzeichen. Das zweite Lager ist bereits zur Hälfte gefüllt und im dritten Lager wird ca. die Hälfte des Platzes für die Abfüllhalle benötigt. Ein weiteres Lager ist aber in der näheren Umgebung möglich und der Platz dafür bereits gesichert.

Fazit

Obwohl ich in den letzten Tagen viele Destillerien gesehen habe, war diese kleine Destillerie mit viel Handarbeit sehenswert und Charlies Ausführungen interessant und unterhaltsam. Natürlich durfte ich auch ein paar Proben mitnehmen: zwei New Make (mit und ohne Peat) und einen dreijährigen. Ich bin gespannt.

Vielen Dank Charlie für die Tour!

Wenn Ihr den Rest meiner Besuchsberichte zu dieser Reise lesen wollt: Reisebericht: SoSWF 2016 & Northcoast 500.

SoSWF - 2016 Wolfburn

Mein Besuch bei der (aktuell) nördlichsten Destillerie auf dem schottischen Festland.
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