Destillerietour

SRT24 – Port Ellen Reborn – Operator Production Tour

Die Port Ellen Distillery, einst eine verlorene Destillerie auf Islay, hat nach Jahrzehnten des Stillstands und Verfalls ihre Wiedergeburt erlebt. Auf einem Rundgang durch die neu errichtete Anlage erlebte ich die faszinierende Kombination aus nachgebautem alten Equipment und Moderne, die hier zum Leben erweckt wurde. Begleite mich auf eine Reise durch die bewegte Geschichte von Port Ellen und erfahre, was es mit PHOENIX und EXPERIMENTAL auf sich hat, um den Geist von Port Ellen neu zu beleben.

Hintergrundwissen – die bewegte Geschichte von Port Ellen

Die Port Ellen Distillery wurde 1825 von Alexander Kerr Mackay gegründet und kam 1836 in den Besitz von John Ramsay. 1920 verkaufte Iain Ramsay of Kildalton, der Sohn von John Ramsay, die Destillerie an James Buchanan & Co. und John Dewars & Sons Ltd., die 1925 mit der Distillers Company Limited (DCL) fusionierten.

1930 wurde die Destillerie stillgelegt, und die Gebäude wurden vorwiegend als Mälzerei genutzt. Die Brennerei blieb bis 1966 geschlossen, bevor sie aufgrund erhöhter Nachfrage in den Jahren 1966/1967 modernisiert und teilweise neu aufgebaut wurde. Dieser Umbau umfasste unter anderem die Verdoppelung der Brennblasen von zwei auf vier. Am 1. April 1967 wurde die Destillerie wiedereröffnet.

1973 wurde neben der Destillerie eine Großmälzerei gebaut, die bis heute verschiedene Brennereien auf Islay wie Ardbeg, Caol Ila, Lagavulin und teilweise auch Bunnahabhain, Kilchoman und Laphroaig mit Malz beliefert. Im Mai 1983 wurde die Brennerei jedoch erneut geschlossen, hauptsächlich aufgrund der Überproduktionskrise in der schottischen Whiskyindustrie und der Tatsache, dass andere Islay-Brennereien wie Lagavulin und Caol Ila bei den Blendern beliebter waren. Teile der Anlage wurden in den Folgejahren demontiert, und 2003 wurden große Teile der Brennerei abgerissen.

Im Oktober 2017 kündigte der Eigentümer Diageo an, die Destillerie wieder zu eröffnen und ab 2020 wieder Whisky zu brennen. Während bei der Schwesterbrennerei Brora noch die alten Brennblasen vorhanden waren und wieder in Betrieb genommen werden konnten, mussten die Brennblasen von Port Ellen nach alten Plänen nachgebaut werden. Das sind die heutigen PHOENIX Stills. Der Wiederaufbau beinhaltete sowohl die Restaurierung denkmalgeschützter Gebäude als auch den Bau eines modernen Produktionsgebäudes. Neben den originalgetreuen Brennblasen wurde auch ein kleineres Paar für experimentelle Zwecke installiert.

Bis 2021 kümmerte sich Georgette Crawford (Georgie), ehemalige Distillery Managerin von Lagavulin, um das Projekt bevor sie zu Elixier wechselte. Am 19. März 2024, rund 40 Jahre nach der Schließung, wurde die Port Ellen Distillery offiziell wiedereröffnet. Alexander McDonald, der im Juni 2022 zum neuen Manager ernannt wurde, führt nun die traditionsreiche Brennerei in eine neue Ära.

Seit März ist Port Ellen das erste Mal wieder für die Öffentlichkeit zugänglich – in Form einzelner (weniger) kostenloser Touren.

Tour durch die Produktion

Nach unserem Besuch bei Laphroaig machen wir uns über den Three Distilleries Trail zurück nach Port Ellen. Michael und Karsten würden die Port Ellen Distillery auch gerne besichtigen, aber da wir nur ein Ticket haben, lassen sie mir großzügig den Vortritt und besuchen in der Zwischenzeit ein Café.

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Gerade als ich dort ankomme, beginnt es wieder heftig zu regnen. Unter einem Vordach warte ich, um nicht völlig durchnässt zu werden. Nach einer Weile dürfen wir endlich ins Treppenhaus, wo wir uns sammeln, bevor die Führung startet. Zwei der Operatoren, David und John, begleiten uns durch die brandneue Anlage.

Nachdem alle eingetroffen sind, steigen wir ein paar Treppen hinauf. Wir passieren das Labor, in dem eine Mitarbeiterin Proben überprüft. Auf ein Zeichen von David winken wir ihr alle zu – sie muss sich wohl vorkommen wie ein Tier im Zoo, hinter Glas, während wir draußen stehen und freundlich gestikulieren.

Unsere erste Station ist die Mühle von CTS, danach geht es weiter zur Produktionsfläche. Hier erklärt uns David, dass die Anlage in zwei Bereiche aufgeteilt ist: den „Phoenix“-Bereich, der die alte Port Ellen Distillery nachbildet, und den „Experimental“-Bereich, wo an neuen Verfahren und Aromen gefeilt wird. Im Phoenix-Bereich soll ein Whisky entstehen, der dem originalen Port Ellen nahekommt, während im Experimentalbereich experimentiert wird, um Prozesse und Aromen zu erforschen. Die Stills wurden nach alten Plänen rekonstruiert.

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Von der riesigen Mashtun geht es weiter zu den hölzernen Washbacks und schließlich zu den PHOENIX-Pot Stills. Danach führt uns unser Weg zu den Experimental Pot Stills und schließlich ins Kontrollzentrum, wo die gesamte Anlage überwacht wird. Stolz erklären uns David und John, dass sie alles sogar von einem iPad aus steuern können – auch von zu Hause.

Besonders spannend wird es, als wir an einer Reihe von Probenflaschen vorbeikommen, in denen sich New Make Spirit befindet, der alle 30 Minuten entnommen wurde. Wir dürfen ein paar Tropfen zwischen den Händen verreiben und daran schnuppern. Es ist faszinierend zu riechen, wie sich der wahrnehmbare Torfgehalt von Probe zu Probe verändert. David und John sind sehr auskunftsfreudig und erklären uns viele Details. Nur als ein Teilnehmer versucht, auf die Empore zu den Kondensatoren zu klettern, wird es etwas unangenehm – dort steht nämlich deutlich, dass das Betreten verboten ist. Doch die beiden lösen die Situation souverän. Nachdem alle unsere Fragen beantwortet wurden, geht es wieder zurück auf den Vorplatz.

Technische Daten der Port Ellen Distillery

Die Mühle stammt von CTS und trägt die Typbezeichnung CTS 520 6 ROLL MILL WITH FEED ROLL Z1009. Ähnlich wie die alten Porteus arbeiten hier 3×2 Rollen. Gebaut wurde die Mühle 05/2022. Ein spannendes Detail ist, dass der „Flour“-Anteil (Feinmehl) zwischen 15-20% variiert wird. Das Malz hat 35ppm.

Die Mashtun hat eine maximale Kapazität von 8,5 Tonnen, wird aber aktuell nur mit 7,5 Tonnen Grist befüllt. Aus der Mashtun werden nach 1h 20 Minuten ca. 36.000 Liter Wort in eines der 6 Washbacks geleitet und 100 Liter Flüssighefe hinzugefügt. Die Washbacks sind mit allerlei Technik ausgestattet und verfügen über Switcher. Die maximale Füllmenge beträgt 50.000 Liter. Die Fermentationszeit beträgt 86 Stunden. Das Ergebnis soll „floral, light“ sein.

Die Hälfte eines Washbacks geht dann in die eine Wash Still (PHOENIX). Die gesamte Ladung eines Washbacks ergibt dann ca. 15.000 Liter für die eine Spirit Still. Am Ende werden daraus ca. 3.900 Liter New Make. Die Jahresproduktion soll bei 1,6m LPA liegen.

Die EXPERIMENTAL Stills sind in etwa 1/3 der Größe der Phoenix Anlage. Zum Experimental Bereich gehören auch eigene Stainless Steel Washbacks. Das Labor vor Ort ist vor allem dazu gedacht, die Experimente zügig und direkt vor Ort bewerten zu können.

Fazit meiner Tour durch die Port Ellen Distillery

Die Port Ellen Distillery ist ein schwer zugängliches Ziel, das von einem hohen Zaun umgeben und nur begrenzt für Besucher geöffnet ist. Die wenigen Führungen sind rar und kostenintensiv, und bei unserer Tour am „Open Day“ des Festivals blieben der Shop und der Tasting-Raum verschlossen. Stattdessen mussten wir unseren Verkostungs-Token an einem Stand einlösen, der nur Lagavulin und Caol Ila anbot. Das Gefühl, wirklich willkommen zu sein, stellte sich bei mir leider nicht ein. Das mag aber auch am Wetter gelegen haben.

Trotzdem gibt es interessante Einblicke zu gewinnen. Die moderne Produktionshalle ist beeindruckend, und die Gelegenheit, verschiedene New Make Samples direkt vor Ort zu erleben, war für mich ein echtes Highlight. Wenn du die Möglichkeit hast, diese Destillerie zu besuchen, solltest du sie nutzen – die Einblicke in die Produktion lohnen sich. Auch wenn die „Operator Production Tour“ nicht offiziell auf der Website steht, haben David und John eine großartige Arbeit geleistet und konnten alle Fragen ausführlich beantworten.

Bilder meines Besuchs bei der Port Ellen Distillery

SRT24 - Port Ellen

Mein Besuch bei der Port Ellen Distillery zum ersten Open Day während des Fèis Ìle 2024
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