Destillerietour

SRT24: Ein Tag bei Caol Ila während des Fèis Ìle 2024

Begleite mich bei unserem Besuch der Caol Ila Distillery während des Fèis Ìle 2024. Von einer speziellen Führung durch die Produktionsanlagen bis hin zu einer unvergesslichen Bootstour durch den beeindruckenden Sound of Islay – dieser Tag bot tolle Einblicke und überraschende Entdeckungen. Erfahre mehr über unsere Erlebnisse und die unerwarteten Begegnungen.

Hintergrundwissen

Caol Ila wurde 1846 von Hector Henderson an der Nordostküste von Islay gegründet, in einer Bucht mit Blick auf den Sound of Islay, die Meerenge zwischen Islay und Jura, die der Destillerie ihren Namen gab (Caol Ila bedeutet auf Gälisch „Islay-Meerenge“). Henderson war bereits in der Whiskyindustrie aktiv, doch Caol Ila war sein erstes eigenes Destillerieprojekt.

1852 wurde die Destillerie von Norman Buchanan übernommen, einem Geschäftsmann aus Glasgow, der bereits andere Destillerien besaß (damals u.a. Jura). Doch schon 1863 ging Caol Ila an Bulloch Lade & Co. über, ein renommiertes Unternehmen in der Whiskybranche, das die Destillerie bis 1920 führte. Während dieser Zeit erlangte Caol Ila einen hervorragenden Ruf für die Produktion hochwertiger Single Malts, die vor allem in Blended Whiskys Verwendung fanden.

1920 wechselte Caol Ila den Besitzer erneut, als die Destillerie von der Distillers Company Limited (DCL), einer Vorgängerorganisation von Diageo, erworben wurde (1927 dann vollständig). Unter DCL und später Diageo erlebte Caol Ila zahlreiche Modernisierungen und Erweiterungen, um den steigenden Bedarf an Islay-Whiskys für Blends zu decken. Auch gab es einige Ruhephasen.

Die heutige Caol Ila Destillerie, wie wir sie kennen, wurde 1972 komplett neu gebaut. Das alte Gebäude wurde abgerissen, um Platz für eine größere und modernere Produktionsstätte zu machen. Dabei wurde die Produktion von zwei auf 6 Potstills erweitert. Diese Neuerrichtung erfolgte nach Plänen von George Leslie Darge, einem Architekten, der für den Bau zahlreicher Destillerien bekannt war. Die neue Destillerie wurde 1974 fertiggestellt und nahm kurz darauf den Betrieb auf.

Im August 2022 wurde das Visitor Center von Caol Ila umfassend aufgewertet. Es zog aus dem Nebengebäude der Produktion in das ehemalige Lagerhaus im obersten Stockwerk um und ist nun durch einen speziellen Zugang leichter zu erreichen. Zusätzlich wurden interaktive Ausstellungen und moderne Präsentationstechniken eingeführt, die den Produktionsprozess von Caol Ila und die Besonderheiten des Islay-Whiskys anschaulich erklären.

Tour durch die Produktion

Ein Blick hinter die Kulissen und eine maritime Whisky-Erfahrung

Während des Fèis Ìle 2024 führt uns der Weg zu Caol Ila, einer Destillerie mit beeindruckender Lage an der Nordostküste von Islay. Wir lassen uns vom Taxi an den Sammelparkplatz an der Hauptstraße nach Port Askaig bringen und nutzen von dort den Shuttle-Service. An diesem Tag ist das die einzige Möglichkeit, zur Destillerie zu gelangen. Schon bevor wir in den Bus steigen, werden wir mit einem Caol Ila 15 Jahre alt, der Festivalabfüllung von 2022, begrüßt. Zum Glück habe ich mein eigenes Glas dabei, da ich ungern hochwertigen Whisky aus einem Plastikbecher trinke – von der unnötigen Müllbelastung gar nicht zu sprechen.

Die „Behind Closed Doors“-Tour

Nach unserer Ankunft bei Caol Ila geht es direkt zur „Behind Closed Doors“-Tour. Am offiziellen Parkplatz gibt es ein kleines Zelt. Dort bekommen wir wieder ein paar Utensilien wie zum Beispiel ein Glas, Anhänger und zwei Tokens. Von dort geht es Richtung Besucherzentrum, das wir über ein paar Treppen hinunter und durch den neuen Zugang von hinten ins ehemalige Lagerhaus erreichen.

Im Besucherzentrum angekommen, laufen wir durch den Shop, haben jedoch keine Zeit, uns umzuschauen, da wir zu unserem ersten Event müssen. Das bedeutet, viele Treppen hinunterzusteigen, bis wir auf der Produktionsfläche der Destillerie sind. Wir brauchen noch einen Moment, um den Treffpunkt und unsere Gruppe zu finden, die bereits auf uns wartet. Sophie, unsere Tourleiterin, die sich vom Guide zur Operatorin hochgearbeitet hat, führt uns heute in Bereiche, die normalerweise für Besucher nicht zugänglich sind.

Wir beginnen bei den Malt Bins und gehen unter die Produktionsfläche, wo wir das Underback und die Mashtun von unten sehen können. Anschließend besichtigen wir die klassische rote Porteus-Mühle und nehmen die Veränderungen auf der Produktionsfläche zur Kenntnis. Zwar hat sich nichts an der Produktion selbst geändert, aber es gibt viele neue Schilder, viele Erklärtafeln, und alles ist auf schick gemacht.

Hier gibt es auch eine der schönsten Aussichten, die ich aus einem Still House kenne. Auf die gegenüberliegende Seite blickt man zu den Paps of Jura. Ein immer wieder beeindruckender Anblick – besonders an dieser Stelle.

Auf dem Wasser: „Passengers of the Pibroch“

Nach der Tour machen wir uns auf den Weg nach Port Askaig, um an der Bootstour „Passengers of the Pibroch“ teilzunehmen. Die Boote legen jedoch nicht bei Caol Ila ab, sondern in Port Askaig. Das bedeutet, wir müssen alle Treppen wieder zurück nach oben zum Parkplatz steigen. Dort wartet ein Bus, der uns nach Port Askaig fährt, wo wir unser Schnellboot besteigen. Das Schnellboot bringt uns in die Nähe des Leuchtturms, und auf dem Rückweg halten wir vor Caol Ila, um einen Hummerkorb aus dem Wasser zu holen, der – zur Überraschung – eine Flasche Caol Ila enthält. An Bord werden uns zwei Whiskys gereicht: die 12yo Standard Edition und die diesjährige Festivalabfüllung, ein 13yo fassstarker Whisky.

Abschluss und Rückblick

Nach der Bootstour werden wir zurück zu Caol Ila gebracht, wo wir uns im Shop umschauen und die Aussicht von der Tasting-Fläche genießen. Auf der Eventfläche gönnen wir uns noch etwas zu essen und lassen den Tag ausklingen.

Ein kleiner Fun Fact zum Schluss: Eine der Bands des heutigen Tages ist Rhuvaal, mit „Drummer“ Raymond Gosling, die einigen Freiwilligen gerade ein paar Ceilidh-Tänze beibringt. Raymond arbeitet bei Springbank und war damals unser Maltman, den ich einen Tag lang während der Whisky School begleiten durfte. So klein ist die Welt manchmal.

Technische Daten der Caol Ila Distillery

Sophie erklärt uns allerhand Details auf der Tour. Es gibt 7 Malt Bins, die für jeweils 2 LKW-Ladungen Platz haben. 350 Tonnen Malz werden pro Woche (von Port Ellen Maltings) geliefert. Pro Batch werden 13.3 Tonnen von einer Porteus Mühle gemahlen. Das Malz hat 38-39 ppm. Die 13.3 Tonnen kommen in die Mashtun. Von dort geht es in eines der 8 hölzernen oder in eines der beiden Stainless Steel Washbacks, die eine Maximalkapzität von 63.000 Liter haben und mit 53.000 Liter gefüllt werden.

Unter der Mashtun haben wir auch die beiden 14.000 Liter fassenden Hefe Tanks gesehen. Die Fermentationszeit beträgt 60 Stunden. Im Maximum können 24 Mashes / Woche produziert werden, aktuell sind es 21-22. Ein Washback wird auf die 3 Wash Stills aufgeteilt. Von dort geht es weiter in eine der 3 Spirit Stills. Am Ende entstehen daraus ca. 7.500 Liter New Make. Dieser wird mit 7 Tankerladungen pro Woche aufs Festland gebracht. Gelagert werden bei Caol Ila nur wenige „Show Fässer“.

Fazit meiner Tour durch die Caol Ila Distillery

Ein schöner Tag bei Caol Ila geht zu Ende. Ich habe mich ein wenig darüber geärgert, dass die Cocktail Dosen, die es für den Token auch gibt, sofort geöffnet werden mussten. Die hätte ich gerne auf die Wanderung mitgenommen. Auf unserem Weg zurück zur Hauptstraße nehmen wir nicht mehr die Treppen, sondern die Straße und genießen noch einmal den Blick auf die Paps of Jura. Es folgt noch eine Wanderung durch eine herrliche Landschaft bis nach Ballygrant. Aber das ist eine andere Geschichte.

SRT24 - Caol Ila

Mein Besuch bei der Caol Ila Distillery während des Open Day des Fèis Ìle 2024
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