Destillerietour

SRT19: Glentauchers, Miltonduff & Glenburgie mit dem Bus

Im Rahmen der Ballantine’s Malts Tour of 3 distilleries haben wir mit Ken Lindsay die drei Destillerien angefahren, die den Hauptbestandteil des Malt Whiskys bei Ballantines ausmachen: Glentauchers, Miltonduff & Glenburgie. Keine der drei Destillerien kann man regulär besichtigen, aber während des Spirit of Speyside Whisky Festivals hat Chivas Brothers diese spezielle Tour angeboten. Und zu den Chivas Lagerhäuser haben wir ebenfalls interessante Informationen erhalten.

Ballantine’s ist der meistverkaufte Blended Whisky von Chivas Brothers. Miltonduff und Glenburgie sind darauf ausgelegt, Firmenkunden zu empfangen oder einen Einblick in die Produktion zu geben. Zusammen mit Ken Lindsay, International Brand Ambassador von Chivas Brothers, fahren wir mit dem Bus von Elgin zuerst zu Glentauchers.

Glentauchers

Hintergrundwissen

1898 wurde die Destillerie von James Buchanan und W.P. Lowrie für den Blend Buchanans und Black & White gegründet. Mehrfach übernommen, zwischendurch Experimente mit einer Continous Still, gehört die Destillerie seit 2005 zu Chivas Brothers. Von 1985 bis 1992 wurde hier nicht produziert. 2007 wurde die Mashtun ausgetauscht und Sub-Cooler (quer liegend) eingeführt.

Heute ist Glentauchers die Lern-Destillerie (Center of excellence). Hier wird alles manuell bedient. Die vorhandene Technik ist nur zur Messung und Überwachung. Jeder neue Produktionsmitarbeiter lernt hier sein Handwerkszeug bevor er in einer anderen Destillerie eingesetzt wird.

Tour durch die Produktion

Vor der Zufahrt befindet sich ein Schild mit der Aufschrift: „Sorry, no distillery tours available.“ Der Bus parkt auf dem Hof und Ken führt uns durch die Destillerie, denn es gibt kein Besucherzentrum und auch keine Tourguides. Angefangen bei der Mühle geht es weiter in das Mash House. Die Mashtun besitzt einen Kupferdeckel, der für die Produktion irrelevant ist. Die Washbacks sind mit Switchern ausgestattet, denen ein wenig Farbe fehlt. Dann nähern wir uns im Still House den Potstills von der Rückseite. Es gibt einige Kabel und Sensoren, aber die Steuerung übernehmen die zwei Techniker per Hand. Der Computer ist nur für die Sensoren der Sicherheitsüberwachung.

Produktion – technische Daten

Die Porteus Mühle muss pro Batch 12.25 Tonnen mahlen. Die Mashtun mit Kupferdeckel nimmt dann für 6 Stunden den Betrieb auf bevor die Würze in einem der 6 hölzernen Washbacks landet. Das maximale Fassungsvermögen von 60.000 Litern wird aktuell nicht ausgenutzt, sondern nur mit ca. 38.000 Litern gefüllt. Die Fermentationszeit beträgt 56 Stunden und 106 Stunden übers Wochenende. Die drei Wash Stills mit einem Fassungsvermögen von 17.875 Litern werden mit etwa 9.100 Litern gefüllt. Mit einer Maximal-Kapazität von 14.693 Litern sind die drei Spirit Stills ein wenig kleiner. Steht man auf dem Parkplatz und schaut auf das Fenster, befinden sich links die drei Wash Stills und rechts die drei Spirit Stills. Vor, bzw. hinter den Kondensatoren befinden sich auch noch Sub-Cooler.

Wer jetzt mitgerechnet hat, der hat sicher festgestellt, dass eine Washback-Füllung in zwei Batches auf die drei Paare verteilt wird. Am Ende entstehen daraus etwa 6.000 Liter New Make, d.h. nur 1.000 Liter pro Spirit Still und Batch. Das entspricht etwa 16% der Ausgangsmasse im Washback. Mit der aktuellen Produktionsplanung werden ca. 2,9 Millionen LPA (max. 4,1 mLPA) erzeugt. Gelagert wird nicht vor Ort, sondern in den zentralen Lagerhäusern.

SRT19 - Glentauchers

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Miltonduff

Wir fahren mit dem Bus nun Richtung Nord-Westen, vorbei an einigen Lagerhäusern von Chivas und über einige Single-Track-Roads. Das macht mit einem Bus, den man nicht selber steuern muss, noch viel mehr Spaß. Dabei kreuzen wir auch den Ort Fogwatt an der A941 und Ken erklärt uns, dass sich Joanne K. Rowling von diesem Ortsnamen inspirieren hat lassen. Richtig: Hogwarts. Die 30 minütige Fahrt vergeht wie im Flug und wir stehen vor Miltonduff. Auch wenn ich kein Schild entdeckt habe, das darauf hinweist, denn hier ist überall nur Ballantine’s zu lesen.

Hintergrundwissen

Die erste Lizenz stammt von 1824. Nach einigen Besitzerwechseln übernimmt Hiram Walker 1936 die Destillerie und stattet sie 1964 mit einem Paar Lomond Stills aus, die Whisky unter der Marke Mosstowie bis 1981 produziert haben. 1974 wird die Kapazität deutlich auf über 5 mLPA erhöht. Anstatt der Lomond Stills werden zwei normale Pot Stills eingebaut. 2005 kommt auch Miltonduff (wie die beiden anderen) durch die Übernahme der Marke Ballantine’s von Allied Domecq zu Chivas Brothers.

Tour durch die Produktion

Der Außenbereich ist sehr gepflegt: Englischer Rasen, Fahnenstangen, das alte Mühlenrad am Bachlauf und „Ballantine’s“ mehrmals in großen Buchstaben. Wir nutzen den Hintereingang, den Ken für uns von innen öffnet. Die Mühle ist verdeckt und wir starten nach einer kleinen „Ballatine’s Hintergrund Info“ unsere Tour bei der Mashtun. Auch dieses Exemplar besitzt einen Kupferdeckel. Die Washbacks sind aus Edelstahl (stainless steel), befinden sich auf zwei Halbetagen verteilt und sind komplett geschlossen. Das Licht dringt teilweise durch das Dach und erzeugt eine schöne Stimmung inmitten des Stahls. Weiter geht es ins Still House und auch dort herrscht eine schöne Lichtstimmung. Dieses Mal ist es aber Kupfer, das sich schön im Licht färbt. Am Spirit Safe erklärt uns Ken die automatisierte Produktion, die von einem Operator gesteuert wird. Hinter dem Spirit Safe hat der Operator einen Monitor in dem vier Überwachungskameras das Geschehen auf dem Gelände zeigen. Dann geht es auch schon weiter zu unseren letzten Station: Glenburgie. Ab in den Bus.

Produktion – technische Daten

Die Mashtun besitzt einen Kupferdeckel und fasst 8 Tonnen Grist. Die 16 Washbacks (36.000 Liter) sind komplett geschlossen aus Edelstahl (stainless steel). Die Fermentationszeit beträgt 52 Stunden. Die drei Wash Stills (22.730 Liter max., 12.000 Liter Füllmenge) sind jeweils im Paar mit den drei Spirit Stills (18.200 Liter max., 15.000 Liter Füllmenge) angeordnet. Optisch unterscheiden sich Spirit und Wash Still nur vom Sichtfenster und ein paar Kleinigkeiten. Die maximale Kapazität beträgt 5.9 mLPA und für dieses Jahr sind 5.8 mLPA geplant bei einem 7-Tage-Betrieb mit drei Schichten.

SRT19 - Miltonduff

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Glenburgie

Die Fahrt geht weiter Richtung Elgin und führt uns zu Glenburgie, der letzten Station unserer Busfahrt.

Hintergrundwissen

1829 gegründet als Kilnflat und einige Besitzerwechsel später bis auch diese Destillerie 1936 von Hiram Walker übernommen wird. Die Lomond Stills wurden hier bereits 1958 installiert und wie bei Miltonduff bis 1981 betrieben. Der daraus produzierte Singe Malt wurde unter dem Namen Glencraig vermarketet. 2004 wurde die alte Destillerie abgerissen und komplett neu aufgebaut, dabei wurden zwei weitere Potstills ergänzt. Nur das alte Excise House ist noch übrig geblieben. 2005 wurde auch Glenburgie von Chivas übernommen.

Tour durch die Produktion

Im Vorraum hinter dem Eingang erwarten uns einige Abfüllungen von Ballantine’s. Dann geht es über ein paar Treppen auf die Höhe der Produktionsebene. In der Halle befinden sich die Mashtun im Zentrum, rechts die Washbacks und links die Potstills. Die Mühle bekommen wir nicht zu sehen. Ken erklärt uns bei jeder Station die Produktionsschritte. Die Destillerie wird von einem Operator betrieben, der neben der Mashtun an seinem Aussichtspunkt hinter dem Computer sitzt. Mit Ken geht es weiter ins Dunnage Warehouse #1. Hier befindet sich neben einigen Fässern die Showecke. In dieser sind Fässer in verschiedenen Größen, Fassdauben mit verschiedenen Röststufen, eine geviertelte Eiche, Handwerkszeug der Küfer und Flaschen mit verschiedenen Reifeproben zu finden. Ken erklärt auch hier ein wenig über Lagerung, aber ich schau mich in der Zwischenzeit im Lager um. Dann geht es weiter zum Tasting.

Produktion – technische Daten

Die Mashtun mit Kupferdeckel fasst 7,5 Tonnen. Auch hier sind die 12 Washbacks aus Edelstahl und komplett geschlossen. Sie werden mit 34.500 Litern gefüllt. Die Fermentationszeit beträgt 52 Stunden. Steht man vor den Potstills mit Blick ins Freie, befinden sich links die drei Washstills (11.500 Liter Füllmenge) und rechts die drei Spirit Stills, die ungewöhnlicherweise größer sind und mit 13.500 Litern gefüllt werden. Aktuell wird an 7 Tagen und in drei Schichten produziert, und so erreicht man eine maximale Jahresproduktion von 4.25 mLPA. Vor Ort lagern Fässer in 4 Dunnage, 2 Racked und 2 Palletised Lagerhäusern.

SRT19 - Glenburgie

Im Rahmen der Ballantine’s Malts Tour of 3 distilleries
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Das Tasting

Das Tasting findet in einem kleinen Haus zwischen den Lagerhäusern und der Destillerie statt, gemütlich eingerichtet mit einer Bar in der Mitte des Raumes. Wir sitzen auf zwei große Tische verteilt in bequemen Ledersesseln und -sofas und auf dem Tisch stehen vier gefüllte Nosinggläser und ein Wasserglas.

Glenburgie - die vier Ballantine's

Die drei Destillerien haben nur wenige offizielle Abfüllungen auf dem Markt. Seit Juli 2017 werden die drei als Ballantine’s Marke in einigen Märkten und Flughäfen angeboten – in Deutschland bisher nicht:

  • Miltonduff, 15yo, 40%, Series #2 – „Floral with hint of spice“
  • Glenburgie, 15yo, 40%, Series #1 – „Fruity with honeyed sweetness“
  • Glentauchers, 15yo, 40%, Series #3 – „Citrus with soft berries“
  • Ballentine’s, 17yo, 40%

Ich habe mir die vier abgefüllt und später probiert, denn ich musste von Elgin ab mit dem Auto zurück nach Dufftown. Alle sehr weich und leicht. Für mich sind die 40% zu wenig, um die Komplexität der drei hervorzuheben, aber ich bin auch nicht die Zielgruppe für diese Abfüllungen, die sich mehr an dem Ballentine’s Motto orientieren: „The exceptionally smooth and elegant Whisky“

Die Lagerhäuser von Chivas Brothers

Während der Busfahrt sind wir an zwei Lagerhauskomplexen von Chivas Brothers vorbeigekommen und Ken hat uns eine Liste aller Lagerhäuser von Chivas gezeigt. Für die Interessierten unter meinen Leser hier eine Liste mit Anzahl und Typ (T = Traditional (Dunnage), R = Racked, P = Palletised). Die Sortierung habe ich übernommen und gehe davon aus, dass die Standorte der Anzahl der eingelagerten Fässer nach sortiert sind.

NORTHERN Warehousing

  • Mulben, 56 (34 R, 22 P)
  • Keith Bond 1, 30 (27 R, 3 P)
  • Glenburgie, 8 (2 R, 2 P, 4 T)
  • Glenlivet, 10 (8 R, 2 T)
  • Tormore, 6 (5 R, 1 P)
  • Longmorn, 13 (6 P, 7 T)
  • Burncrook, 7 (R)
  • Miltonduff, 4 (R)
  • Strathisla, 3 (2 R, 1 T)
  • Aberlour, 2 (R)
  • Scapa, 3 (R)
  • Glentauchers, 2 (R)
  • Glen Keith, 1 (T)

SOUTHERN Warehousing

  • Willowyard, 73 (19.5 R, 53.5 P)
  • Balgray, 50 (30 R, 20 P)
  • Dalmuir, 27 (26 R, 1 P)
  • Dumbuck, 39 (16 R, 23 P)
  • Airdrie, 8 (P)

T = Traditional (Dunnage), R = Racked, P = Palletised

Das macht 145 Lagerhäuser im „Norden“ und 197 Lagerhäuser im „Süden“, also 342 Lagerhäuser insgesamt. Davon 187.5 Racked, 139.5 Palletised und 15 Traditionelle. In Summe können dort in etwa 9.000.000 Fässer lagern!

Unterschiede der Lagerhaustypen bei Chivas

Diese Angaben dürften für die meisten Whisky Lagerhäuser in Schottland gelten oder zumindest bei den anderen Produzenten sehr ähnlich sein.

T = Traditional (Dunnage)

  • 3-4 Personen pro Team zum Verstauen und Auslagern
  • Kapazität: sehr unterschiedlich, meist wenige Tausend
  • Fasstypen: Butts, Hogsheads und Barrels
  • 1, 2 oder 3 Fässer übereinander auf hölzernen Bahnen
  • Effizienz: 9 Fässer pro Mitarbeiterstunde
  • Hoher manueller Aufwand
  • Lagerdauer: LANGE
  • Keine Sprinkleranlagen

R = Racked

  • 3-4 Personen pro Team zum Verstauen und Auslagern
  • Kapazität: typischerweise 26.000 Barrels
  • Fasstypen: Butts, Hogsheads und Barrels
  • 9 – 12 Racks übereinander
  • Effizienz: typischerweise 12-13 Fässer pro Mitarbeiterstunde
  • Lagerdauer: LANGE
  • Teurer aber flexiber als Palletised
  • Sprinkleranlagen in den 6 Haupt-Standorten

P = Palletised

  • 1 Person zum Verstauen und Auslagern
  • Kapazität: typischerweise 26.000 – 30.000 Barrels
  • Fasstypen: Hauptsächlich Barrels, wenige Hogsheads
  • Effizienz: >27 Fässer pro Mitarbeiterstunde (mind. 3x zu T)
  • Lagerdauer: eher KURZ für junge Blends
  • Günstiger im Bau als Racked
  • Meist mit Sprinkleranlagen

Fazit

Die Tour war erwartungsgemäß eines meiner Highlights des Festivals. Die Destillerien waren sehr unterschiedlich. Drei Destillerien, die man normalerweise nicht besuchen kann, in allen durfte ich fotografieren und dann auch noch die Single Malts probieren. Tolle Tour! Ken hat uns sehr gut unterhalten und uns viel Einblick gewährt.

Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2019 (SRT19) findet Ihr hier mit Links auf die anderen Destilleriebesuche: SRT19 Schottland Roadtrip 2019 – Speyside, Skye und Dornoch. Oder Ihr nutzt das #Tag an dem Artikel.