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Malts of Germany Batch 2 im Online Tasting

Malts of Germany Batch 2 – Die Marke Malts of Germany steht für das, was in der deutschen Whiskylandschaft in den letzten Jahren entstanden ist: eine Vielfalt an hochwertigen Whiskys, die zeigen, dass Deutschland mehr als nur Bierkultur zu bieten hat. Fünf Brennereien haben sich in diesem einzigartigen Projekt zusammengetan, um gemeinsam den deutschen Whisky nicht nur national, sondern auch international zu etablieren. Beim zweiten Batch der Malts of Germany Kollektion wurden fünf Abfüllungen vorgestellt, die die unterschiedlichen Stile und Philosophien der teilnehmenden Brennereien widerspiegeln – und sie könnten kaum unterschiedlicher sein.

Im Überblick: Die fünf Whiskys von Malts of Germany Batch 2

Alle fünf Abfüllungen stammen vom unabhängigen Abfüller „Malts of Germany“ aus dem Batch 2 und sind Single Malt Whiskys aus Deutschland.

  • Thousand Mountains, Sauerländer Edelbrennerei, 5yo, 588 Flaschen, 47%, 69.50 EUR
  • Fading Hill, Birkenhof Brennerei, 6yo, 695 Flaschen, 46%, 69.50 EUR
  • The Nine Springs, No. 9 Distillery, 6yo, 806 Flaschen, 54%, 69.50 EUR
  • SinGold, Peated, 5yo, 818 Flaschen, 47%, 69.50 EUR
  • Stonewood, Schraml Brennerei, 5yo, 1.386 Flaschen, 49,6%, 69.50 EUR (identisches Batch zu Batch 1)

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Malts of Germany Batch 2 - Tasting Set mit 5x je 3cl
Malts of Germany Batch 2 – Tasting Set mit 5x je 3cl

Hier ist ein kurzer Überblick über die fünf präsentierten Whiskys aus dem zweiten Batch von Malts of Germany. Jede Abfüllung hat ihre eigenen charakteristischen Merkmale, die sowohl durch die verschiedenen Produktionsansätze als auch durch die individuellen Fassreifungen geprägt sind. Die Tasting Notes stammen aus dem Online Tasting, das am 02.09.2024 mit Fachpublikum und Medienvertretern stattfand.

1. Thousand Mountains – Sauerländer Edelbrennerei

Philip Othmer präsentierte den Thousand Mountains, der von den frühen Experimenten der Brennerei geprägt ist. Ursprünglich mit Rotweinfässern gestartet, umfasst die Reifung heute auch Bourbon- und Sherryfässer, die dem Whisky zusätzliche Tiefe verleihen. Die verwendeten Fässer des Batch 2 sind Redwine, Bourbon und PX-Sherry Casks.

Tasting Notes:

  • Nase: Schwarze Johannisbeeren, dunkle Früchte, leicht getreidig.
  • Geschmack: Cremig und sirupartig, mit Fruchtsäure und einer ausgewogenen Rotweinnote.
  • Abgang: Lang, leicht trocken, mit Kräuternoten und einer dezenten Fruchtsüße.

2. Fading Hill – Birkenhof Brennerei

Fading Hill stammt aus der Birkenhof Brennerei, die seit 2002 Whisky produziert. Hier liegt der Fokus auf ausgewählten Fässern und der Herstellung eines Whiskys, der sich durch Mundfülle und eine perfekte Balance auszeichnet. Die verwendeten Fässer des Batch 2 sind Bourbon und Oloroso-Sherry Casks.

Tasting Notes:

  • Nase: Helle Fruchtnoten von Apfel, Birne, Pfirsich und Aprikose, begleitet von Vanille und Karamell.
  • Geschmack: Kräuternoten und Eukalyptus, abgerundet von einer dezenten Süße, die an Quitten erinnert.
  • Abgang: Lang, mild und mit einer natürlichen Süße, die nicht aufgesetzt wirkt.

3. Nine SpringsNo. 9 Distillery

Nine Springs, ursprünglich eine Brauerei, wird seit 2012 destilliert. Die Brautradition, lange Gärprozesse und handwerkliche Methoden prägen diesen Whisky, der kraftvoll und aromatisch daherkommt. Die verwendeten Fässer sind American und German Oak (Spessart) Casks.

Tasting Notes:

  • Nase: Intensiver Duft von Amarena-Kirsche, Tabak und Kakao, begleitet von Vanille und Kräutern.
  • Geschmack: Cremig, mit einer angenehmen Würze und süßen Kirschnoten, ergänzt durch Tabak und Schokolade.
  • Abgang: Kräftig und komplex, mit einer leichten Bitternote, die wunderbar eingebunden ist.

4. Singold

Singold ist die jüngste Brennerei im Bunde, gegründet 2017, und besticht durch Experimentierfreude. Mit einer Vielzahl von Fässern und Getreidesorten entwickelt die Brennerei ihren eigenen Weg, ohne dabei einem festen Stil zu folgen. Der Singold reifte in Tawny Portwine und Bourbon Casks.

Tasting Notes:

  • Nase: Getrocknete Kirschen, Vanille und eine leichte grüne Holznote, begleitet von Trockenfrüchten und Nussaromen.
  • Geschmack: Cremig, fruchtig und würzig, mit einer sanften Süße, die durch Mandeln und Trockenfrüchte abgerundet wird. Ein subtiler Rauchanteil verleiht dem Whisky zusätzlichen Charakter.
  • Abgang: Lang, trocken und harmonisch, mit dunkler Schokolade und dezenter Eichenwürze.

5. Stonewood – Schraml Brennerei

Stonewood sticht besonders durch den niedrigen Alkoholgehalt bei der Fassbefüllung heraus. Mit 50 bis 55 % vol. geht der Whisky ins Fass, was eine sanftere Reifung und eine ausgewogene Textur zur Folge hat. Die Kombination aus Virgin Oak und einem kurzen Finish verleiht dem Whisky seinen besonderen Charakter. Gereift ist der Whisky in American-White Oak und Oloroso-Sherry Casks.

Tasting Notes:

  • Nase: Fruchtige Noten von Banane und Kirsche, begleitet von Vanille und dezenten Holznoten.
  • Geschmack: Cremig und fruchtig, mit einer ausgewogenen Mischung aus Banane, Kirsche und Vanille, abgerundet durch eine milde Würze.
  • Abgang: Lang und weich, mit einer leichten Eichenwürze und fruchtigen Noten.

Dieser Überblick zeigt, wie vielfältig und facettenreich deutscher Whisky sein kann, von fruchtig und cremig bis hin zu kraftvoll und würzig. Jede der fünf Abfüllungen bringt einen eigenen Stil in die Malts of Germany Kollektion ein und verdeutlicht die handwerkliche Tiefe, die hinter jeder einzelnen Flasche steckt.

Die Vielfalt der Brennereien

Jede der fünf Brennereien bringt ihre eigene Tradition, ihre eigenen Ideen und ihren eigenen Charakter in die Zusammenarbeit ein. Es sind nicht nur Unterschiede in der verwendeten Fassart, sondern auch in den Produktionsmethoden und Philosophien zu erkennen.

Thousand Mountains – Sauerländer Edelbrennerei

Philip Othmer von Thousand Mountains führte in den Whisky ein und begann mit einer Geschichte zur Entstehung der Brennerei. Sie entstand aus einer Passion und bereits in den frühen 2000ern begannen erste Destillationsversuche. Diese Experimente hatten jedoch, wie Othmer humorvoll erwähnte, „einige Kinderkrankheiten“. Heute ist Thousand Mountains ein solider Vertreter deutscher Whiskykultur.

Ein besonderer Fokus liegt bei Thousand Mountains auf der Fasswahl. Begonnen hat die Brennerei mit Rotweinfässern, da sie anfangs viel mit Rotwein experimentierten. Mit der Zeit kamen Bourbon- und Sherryfässer hinzu. Für das aktuelle Batch 2 von Thousand Mountains wurde zunächst ein Bordeaux-Rotweinfass verwendet, bevor der Whisky für etwa zweieinhalb Jahre in ein Pedro-Ximénez-Sherryfass umgelagert wurde. Diese Kombination gibt dem Whisky eine besondere Vielschichtigkeit, die sich aus den Einflüssen des Rotweins und der süßen Noten des Sherrys ergibt.

Fading Hill – Birkenhof Brennerei

Steffi Klöckner stellte den Fading Hill Whisky der Birkenhof Brennerei vor, die bereits seit 2002 Whisky produziert. Als traditionelle Kornbrennerei war die Herstellung von Whisky eine natürliche Erweiterung ihrer Expertise im Getreidebrennen. Besonders hervorzuheben ist, dass bei Fading Hill der Fokus auf einem destillierten Grundgefühl liegt, das sich im Mundraum entfaltet und eine gewisse Mundfülle erzeugt.

Ein besonderes Merkmal der Brennerei ist die bewusste Reduktion der Destillationsböden in der Kolonnenbrennerei, wodurch das Destillat einen intensiveren und etwas raueren Charakter erhält. Sie verwenden eine sorgfältige Fassauswahl, jedoch ohne die Fässer zu dominieren, sondern um die natürlichen Aromen des Destillats zu unterstützen. Jonas Klöckner, der Brennmeister, umschreibt das so: „Wir wollen unsere Fässer betont nicht betonen“. Diese Philosophie prägt die Whiskys von Fading Hill seit den letzten acht Jahren.

Steffi hob hervor, dass der Fading Hill Whisky ein harmonisches Zusammenspiel von Destillat und Fassmanagement darstellt. Die aktuellen Varianten reifen sowohl in Bourbonfässern als auch in Oloroso-Sherryfässern. Ein Teil der Charge wurde zusätzlich in europäische Eichenfässer umgelagert, was dem Whisky mehr Tiefe und Komplexität verleiht.

Nine Springs

Bernd Ehbrecht von Nine Springs führte den Whisky und die Geschichte der Brennerei ein. Ursprünglich eine Brauerei, begann die Produktion von Whisky im Jahr 2012. Die Brennerei befindet sich in Worbis, Thüringen, in der Nähe der Burg Scharfenstein, in der sie seit einigen Jahren die Whiskywelt Burg Scharfenstein betreiben. Die Brauereitradition prägt bis heute die Herstellungsmethoden bei Nine Springs, was sich insbesondere in der Arbeit mit verschiedenen Getreidesorten und Hefearten widerspiegelt.

Ein besonderes Augenmerk liegt bei Nine Springs auf der traditionellen Brauereitechnik, einschließlich der Verwendung alter Gärgefäße, um der Hefe eine entspanntere Arbeitsumgebung zu bieten. Zudem setzt die Brennerei auf manuelle Kontrolle der Prozesse, anstatt sich vollständig auf Technik zu verlassen. Dies bringt eine besondere Handwerkskunst in die Whiskyproduktion ein. Die Fässer spielen eine wichtige Rolle, wobei die Reifung oft in amerikanischer Eiche beginnt und anschließend in Süßweinfässern wie Sherry- oder Portweinfässern endet.

Bernd betonte die Bedeutung der deutschen Eiche, die in dieser Abfüllung zum Einsatz kam. Die Fässer stammen von einem kleinen Küferbetrieb in Brandenburg, der für seine handwerklich hergestellten Fässer bekannt ist. Die Verwendung deutscher Eiche verleiht dem Whisky eine würzige, aber nicht übermächtige Holzpräsenz, die die fruchtigen und süßen Noten wunderbar ergänzt.

Singold

Hans-Jürgen Film präsentierte den Whisky von Singold, der südlichsten Brennerei in der Malts of Germany-Gruppe. Gegründet im Jahr 2017, ist Singold die jüngste Brennerei in der Runde und wird als Zwei-Mann-Betrieb geführt. Hans-Jürgen betonte, dass sich die Brennerei in einer Findungsphase befindet, da viel experimentiert wurde und er bisher noch nicht von einem festen „Brennerei-Charakter“ sprechen könne. Die Arbeit mit unterschiedlichen Fassarten, darunter deutsche, französische und amerikanische Eiche, sowie Akazie und Kastanie, prägen die jungen Whiskys der Brennerei.

Singold trennt das Getreide während des Produktionsprozesses nicht, sondern lässt es eine ganze Woche gären. Diese lange Fermentationszeit bringt laut Hans-Jürgen verschiedene Ester-Noten hervor, die in anderen Destillationsprozessen nicht auftreten. Die Experimentierfreude erstreckt sich auch auf die verwendeten Getreidesorten, da Hans-Jürgen mit vielen verschiedenen Arten von Getreide arbeitet, um unterschiedliche Geschmackseindrücke zu erzeugen.

Hans-Jürgen erwähnte, dass er kürzlich die Portweinregion in Portugal besuchte und von der Produktion und der großen Bedeutung der Fässer in dieser Region beeindruckt war. Diese Fässer spielen auch bei Singold eine Rolle, da sie oft zur Reifung verwendet werden und dem Whisky eine besondere Tiefe verleihen. Zudem hob er hervor, dass die Zutaten mittlerweile überwiegend aus Deutschland stammen, seit der Brexit den Import aus Großbritannien erschwert hat.

Stonewood – Schraml Brennerei

Gregor Schraml stellte den Stonewood Whisky aus der Schraml Brennerei vor, einem Familienbetrieb in Ostbayern, der in der Nähe von Regensburg liegt. Die Brennerei, die aus einer alten Kornbrennerei hervorging, kam über Experimente mit Fasslagerungen zum Whisky. Schraml betonte, dass das bayerische Handwerk, insbesondere die Brautradition, einen großen Einfluss auf die Whiskyproduktion hat. Der Weg zur Whiskyherstellung begann mit dem Zufall, als aufgrund fehlender Lagerkapazitäten auf Holzfässer zurückgegriffen wurde – ein Schlüsselmoment für die Entwicklung der Whiskys von Stonewood.

Ein bedeutendes Unterscheidungsmerkmal der Stonewood-Whiskys ist der niedrige Alkoholgehalt, mit dem sie in die Fässer gefüllt werden. Während viele Brennereien ihre Whiskys mit einem Alkoholgehalt von etwa 63,5 % in die Fässer legen, geht Stonewood deutlich niedriger vor, mit einem Alkoholgehalt von 50 bis 55 %. Diese Methode beeinflusst die Reifung des Whiskys erheblich. Durch den geringeren Alkoholgehalt interagiert der Whisky sanfter mit dem Holz, was zu einer ausgewogeneren und geschmeidigeren Textur führt. Gregor betont, dass dies den Whiskys einen besonderen Charakter verleiht, da weniger Verdünnung nach der Reifung notwendig ist. Der Whisky behält mehr seiner natürlichen Komplexität und Tiefe.

Der für das Tasting präsentierte Whisky reifte zunächst fünf Jahre in Virgin Oak (amerikanische Eiche) und erhielt anschließend ein Finish von acht Monaten in einem Oloroso-Sherry Cask. Diese Kombination aus intensiver Erstreifung und einem kurzen Finish verleiht dem Whisky zusätzliche Tiefe und Komplexität. 

Die Zukunft von Malts of Germany

Am Ende des Tastings wurden nicht nur die fünf Whiskys besprochen, sondern auch die Pläne für die Zukunft von Malts of Germany. Neben den fünf Gründungsbrennereien sollen in Zukunft weitere Brennereien in das Projekt aufgenommen werden. Der Fokus liegt dabei weiterhin auf Qualität und handwerklichem Können. Neue Abfüllungen von Kollegen sind bereits in Planung, und es bleibt spannend, welche Whiskys die Malts of Germany-Reihe in Zukunft erweitern werden.

Auf den Samples wurden bereits weitere Neuerungen sichtbar – der Dackel Max wird pro Brennerei in einer eigenen Farbe dargestellt und auch die Batchnummern stehen nun auf den Flaschen.

Die Idee eines deutschen Blends steht zwar im Raum, ist jedoch derzeit noch nicht fest geplant. Zunächst soll die Vielfalt der Einzelfass- und Single Malt-Abfüllungen weiter ausgebaut werden, um die Bandbreite der deutschen Whiskyproduktion noch stärker zu repräsentieren.

Ein Blick auf den internationalen Markt

Ein wichtiger Punkt in der Diskussion war auch die Internationalisierung von Malts of Germany. Der Plan ist, den deutschen Whisky nicht nur in Deutschland, sondern auch international stärker zu positionieren. Das vielfältige Sortiment, das von fruchtigen, sanften Whiskys bis hin zu kräftigen, rauchigen Vertretern reicht, soll auch international zeigen, dass deutscher Whisky längst auf Augenhöhe mit internationalen Marken steht.

Fazit

Malts of Germany hat mit Batch 2 ein beeindruckendes Sortiment präsentiert, das die Vielfalt und Qualität des deutschen Whiskys aufzeigt. Von der Experimentierfreude der jüngeren Brennereien bis hin zur traditionellen Handwerkskunst etablierter Familienbetriebe – jede Brennerei bringt ihren eigenen Stil ein und bereichert das gemeinsame Projekt. Mit der geplanten Erweiterung um weitere Brennereien und Abfüllungen bleibt Malts of Germany ein spannendes Projekt, das den deutschen Whisky sowohl national als auch international ins Rampenlicht rückt. Mir haben die Whiskys (überraschenderweise) alle gut gefallen. Meine Favoriten sind auch wie beim ersten Batch wieder Fading Hill und Stonewood. Mit dem Hintergrundwissen zum Stonewood ist dieser nochmal deutlich interessanter geworden.

Danke an Malts of Germany für die Proben!

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