Destillerietour

Falkirk Distillery – Whisky trifft Geschichte und Handwerk

Die Falkirk Distillery ist ein Herzensprojekt mit langer Anlaufzeit – gegründet von George Stewart, gebaut mit viel Geduld und Leidenschaft. Ich habe mir die Brennerei persönlich angeschaut, einen Blick auf die ehemaligen Caperdonich-Stills geworfen und durfte sogar das erste Fass von 2020 entdecken. Warum sich ein Besuch lohnt, erfährst Du hier.

Hintergrundwissen zur Falkirk Distillery

Der Traum von einer eigenen Destillerie in Falkirk stammt von George Stewart, dem Gründer und Kopf hinter dem Projekt zusammen mit seiner Tochter Fiona. Bereits 2008 fasste George den Entschluss, die Whiskyproduktion in diese traditionsreiche Region der Lowlands zurückzubringen. Sein Interesse an Quellwasser und seine Bewunderung für Scotch Whisky legten den Grundstein für die Idee – und wie bei gutem Whisky brauchte es Geduld.

Die Planung wurde 2010 genehmigt und mit dem Bau begonnen, aber die Umsetzung zog sich: Die Nähe zum UNESCO-Weltkulturerbe Antoninuswall (Teil des britannischen Limes) verlangte zahlreiche Genehmigungen und führte zu teils jahrelangen Verzögerungen. Dennoch blieb die Familie Stewart dran, finanzierte den Bau aus eigener Kraft und setzte konsequent auf lokale Handwerkskunst.

George wollte von Anfang an eine traditionelle Destillerie schaffen, die auch für Besucher erlebbar ist. In seinem Video erzählt er, dass er viele Gäste von den nahegelegenen Sehenswürdigkeiten wie dem Falkirk Wheel oder den Kelpies erwartet. Und auch die Nähe zu Edinburgh war wichtig.

Die erste Destillation fand im Juli 2020 statt – ein Meilenstein nach einer so langen Planung und Aufbau. Seitdem produziert die Lowland Brennerei ihren eigenen New Make und inzwischen auch den ersten Single Malt Whisky. Die erste öffentliche Abfüllung erschien Ende 2023, kurz darauf folgte bereits ein zweites Release. Das Inaugural Release war den Mitgliedern vorbehalten. Das zweite Release ist u.a. in der Destillerie noch erhältlich.

Touren durch die Destillerie sind derzeit nur nach vorheriger Anmeldung möglich. Es gibt bereits einen Shop vor Ort – und ein eigenes Café ist im Rohbau fertiggestellt. In Zukunft sind regelmäßige Führungen geplant, um Besuchern die Welt des Falkirk-Whiskys näherzubringen.

Tour durch die Produktion

Ich hatte mich im Vorfeld über die Webseite für eine Führung angemeldet – und stehe an diesem Mittag allein auf dem Hof der Falkirk Distillery. Kein Trubel, keine anderen Gäste. In Empfang nimmt mich Evelyn, die extra für diese eine Tour für mich reingekommen ist. Schon das allein wirkt besonders – persönlich, fast familiär.

Wir starten an der Wand der Gründungsmitglieder, eine Art „Supporter Club“, die das Projekt unterstützen. Dann geht es weiter zur Mühle, die sich unter dem Gitterboden versteckt – ein Blick durch die Gitter ist zwar schwierig, aber der Destoner und Portionierung stehen auf der Plattform.

Produziert wird heute nicht, es ist still in der Brennerei – und genau diese Ruhe macht den Besuch fast noch eindrücklicher. Alles wirkt wie eingefroren zwischen zwei Produktionsläufen.

Dann mein erstes Highlight: die ehemalige Mashtun der Caperdonich Distillery. Solche Stücke sieht man heute selten – altmodisch im besten Sinne. Der Rechen ist noch original erhalten, darüber eine eindrucksvolle Kupferhaube. Alles an dieser Mashtun strahlt Geschichte aus – hier wurde nichts modernisiert, sondern bewusst erhalten.

Über eine erhöhte Plattform führt mich Evelyn zu den Washbacks aus Edelstahl. Von hier aus habe ich einen Blick auf die andere Seite des Produktionsraums. Wieder unten angekommen, stehen wir vor den beiden Pot Stills, ebenfalls aus der ehemaligen Caperdonich Distillery. Die zwei anderen Stills aus derselben Destillerie stehen heute in Belgien – dort werden sie zur Bierproduktion genutzt. An den Pot Stills lassen sich noch alte „Flicken“ erkennen – Spuren früherer Anschlüsse oder Sicherheitsvorrichtungen aus Caperdonich-Zeiten.

Die Destillerie ist voll von Antiquitäten. Evelyn erklärt mir, dass George ein leidenschaftlicher Sammler ist – und viele dieser Gegenstände bewusst platziert hat. Der Spirit Safe stammt von DiageoDie Manholes sind noch nicht auf Hochglanz poliert.

Auf Höhe der Pot Stills zeigt mir Evelyn durch das große Fenster ein kleines Häuschen direkt am Eingangstor, unscheinbar, aber mit einem Fass auf dem Dach. „Darin ist unsere Quelle“, erklärt sie. Das Bohrloch befindet sich genau dort und liefert das Wasser, das für den Falkirk-Spirit verwendet wird.

Weiter geht es ins Warehouse #1 – ein zweites ist bereits errichtet, aber noch nicht in Betrieb. Für Touren gibt es ein Sichtfenster, durch das man ins Lager blicken kann. Ich darf heute einen Schritt weitergehen: Evelyn lässt mich ins Lagerhaus selbst. Dort finde ich – versteckt zwischen den Reihen – das erste Fass von 2020, sauber beschriftet und gut eingelagert.

Zum Abschluss geht es in den Shop. Neben den ersten eigenen Abfüllungen gibt es auch ein Fass, aus dem Besucher ihre eigene Flasche direkt abfüllen können. Die Tastings finden ebenfalls hier statt, und viele Produkte – vom Glas über kleine Geschenke – sind hausgemacht oder mit viel Bezug zur Region ausgewählt.

Über einen Weg unterhalb der Produktion führt mich Evelyn zum Ausgang. Dabei sehe ich die Stills, Washbacks und sogar die Mashtun noch einmal – dieses Mal von unten. Ein technischer Blick auf das, was ich von oben schon gesehen habe.

Technische Daten der Falkirk Distillery

Das Malz für die Falkirk Distillery stammt von Boort Malt (Fife). Es wird in den beiden Malt Bins (je 30 Tonnen, mit 28t gefüllt) gelagert. Die 28 Tonnen reichen für 4-5 Wochen. Die Bühler Mühle (stammt von 2017) verarbeitet die Batches von 4 Tonnen mit einem vorgeschalteten Destoner. Das Mahlverhältnis ist typische 70/20/10.

Die 4,6 Tonnen Mashtun (ehemals Caperdonich) hat noch einen altertümlichen Rechen, wie ihn nicht mehr viele Mashtuns haben (u.a. Springbank und Bruichladdich, die sind aber beide offen) und einem Kupferdeckel. Die ersten beiden Wasser mit 64°C (45 Minuten) und 74°C (30 Minuten) kommen als klare Würze in eines der 8 Washbacks (max. 24.000 Liter). Die dritte Füllung mit 90°C wird als erstes Wasser für das nächste Batch genutzt.

Die Fermentationszeit beträgt 115-120 Stunden. Das Ziel ist ein floral und fruchtiger New Make. Die Hälfte der 20.000 Liter aus einem Washback füllen die Wash Still (10.000 Liter). Die Spirit Still (7.000 Liter) ist genau wie die Wash Still ebenfalls von Caperdonich (eines der beiden Paare). Der Spirit Safe ist auch gebraucht und stammt von Diageo. Als Wasser stehen von der hauseigenen Quelle 25.000 Liter kostenlos zur Verfügung. Die Jahresproduktion beträgt im Maximum 1,5m LPA. In den Intermediate Spirit Receiver passen 4.800 Liter.

In die Fässer wird der New Make mit 63.3% gefüllt. Genutzt werden zu 80% ex- Bourbon Fässer von Heaven Hill und zu ca. 20% ex-Oloroso Fässer. Es gibt zwei Lagerhäuser mit Platz für je ca. 3.500 Fässern.

Fazit meiner Tour durch die Falkirk Distillery

Ich hatte schon vor ein paar Jahren ohne Erfolg versucht, die Destillerie zu besuchen. Dieses Mal hat es geklappt. Ich habe eine Solo-Tour bekommen und durfte ein Drivers Pack mit New Make, der zweiten Abfüllung (48%, Bourbon & Sherry) und einer Probe aus dem Fass mitnehmen. Evelyn konnte alle meine Fragen beantworten und hat mir auch versteckte Ecken der Destillerie gezeigt. Die Auswahl an selbst hergestellten Artikeln ist groß und ich habe noch in keiner anderen Destillerie eine Potstill aus dem 3D Drucker gesehen. Wer in der Gegend ist hat nun noch eine weitere Destillerie, bei der sich ein Besuch lohnt.

SRT25 - Falkirk

Mein Besuch bei der Falkirk Distillery 2025 in Bildern
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Weitere Informationen

  • Eine Zusammenfassung meines Schottland Roadtrips 2025 (#SRT25) findest Du hier. Oder Du nutzt das Hashtag #SRT25 an dem Artikel.
  • Die Falkirk Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
  • Und wenn Du noch mehr Destillerien aus der Nähe sehen willst, wirst Du hier fündig: Hauptmenü -> Themen -> Destillerietouren (neueste zuerst) oder auf der Seitennavigation (alphabetisch).
  • Die Webseite der Falkirk Distillery hilft Dir bei den Touren weiter. Meine „Tour“ kam 25.- GBP.