Balvenie 50yo – Ultimative flüssige Geschichte im Eatrenalin
Ein 50 Jahre alter Whisky, präsentiert in einem der innovativsten Dinner-Erlebnisse Europas: Der Balvenie 50yo beeindruckt nicht nur durch seine Reife, sondern auch durch das Konzept, das ihn umgibt. Ein Abend voller Geschmack, Handwerkskunst und unvergesslicher Momente – und eine Gelegenheit, Geschichte im Glas zu erleben.
Im Überblick: The Balvenie Fifty Collection – First Edition
- The Balvenie 50yo, First Edition 1973, SC #8720, Refill Butt, CS, ncf, nca, 3 Flaschen für Deutschland, 52.3%, 48.999,99 EUR
SC = Single Cask (Einzelfass), CS = Cask Strength (Fassstärke), ncf = no chill-filtration (keine Kältefiltration), nca = no color added (ohne Zusatz von Zuckerkulör), yo = years old (Altersangabe).
The Balvenie 50yo (First Edition) wurde am 7. August exklusiv in England bei Harrods erstmals vorgestellt. In Deutschland gab es exklusiv drei Flaschen, die ab Mitte September erhältlich waren.
Offizielle Tasting Notes
- Duft: Elegant und fesselnd. Aromen von dunklen Früchten, Cassis und kandierten Aprikosen, überlagert von zartem Zedernholz und einer wärmenden nussigen Würze.
- Geschmack: Ein außergewöhnlicher The Balvenie. Aromen von karamellisierten Früchten, reichhaltiger Würze und weicher Vanille verbinden sich mit einer zarten Ingwerwürze und einem Hauch von Zitrus.
Weitere Informationen findest Du auf der Produktseite des Balvenie 50yo.
Eine besondere Event-Location: die Eatrenalin Experience im Europapark Rust
Ein Whisky wie der Balvenie 50yo braucht eine Bühne, die seiner Würde gerecht wird. Für seine Präsentation hat William Grant den Europapark in Rust ausgewählt. Die Veranstaltung wird von Kaj Oestmann und Kolja Friedel organisiert, die zusammen mit Deutschland-Chef Markus Kramer und weiteren Mitarbeitern angereist sind. Insgesamt versammeln sich rund 70 Gäste in der stilvollen Bar des Hotels Krønasår zu einem entspannten „Get Together“.
Nach und nach (im Abstand von 25 Minuten) werden die Gäste in vier Gruppen zu je 16 Personen in das wenige Gehminuten entfernte Eatrenalin geführt. Was genau sie erwartet, bleibt ein Geheimnis, das den Reiz der Experience ausmacht. In der Lounge angekommen, gibt es nach dem Check-In einen Gruß aus der Küche und feines Fingerfood. Die Atmosphäre ist erwartungsvoll, aber entspannt.
Als es schließlich für meine Gruppe losgeht, führt man uns in den Raum „Waterfall“. Dort werden wir in die richtige Reihenfolge gebracht, denn im nächsten Raum müssen wir uns an unserer persönliche „Nummer“ aufstellen. Unter einem großen Tuch ist für uns gedeckt, doch erst als sich das Tuch hebt, zeigt sich, was sich darunter verbirgt: ein gemütlicher Ledersessel auf einem Tableau mit zwei Tischen, der sogenannte „Floating Chair“. Dieser besondere Sessel gleitet wie von Geisterhand gesteuert durch die Räume. Das Essen taucht plötzlich vor uns auf oder wird vom Servicepersonal auf den Tisch gestellt, ebenso wie die Getränkebegleitung. Zu jedem Gang erhalten wir eine kleine Karte mit Informationen zu den Speisen und Getränken.
Das „Red Dimensions“ Menü (meine Wahl mit Fisch/Fleisch)
Lounge – Genussvolle Einstimmung
Rinderbäckchen | Schwarzer Trüffel | Rettich
Rote Linse | Schnittlauch | Gochugaru
Geräucherter Stör | Avocado | Yuzu Kosho
Waterfall – Ritual für den Gaumen
Spitzkohl | Maitake | Mole
Discovery – Magische Enthüllung
Blutorange | Rote Bete | Togarashi
Ocean – Sinnliches aus den Tiefen des Meeres
Argentinische Rote Garnele | Mango | Tobiko
Taste – Kleine Geschmacksexplosionen
süß | sauer I bitter I salzig
Umami – Asiens fünfte Dimension
Kanzuri-Garnele | Tororo Kombu | Kapern
Dim Sum | Sriracha
Hamachi | Fermentierter Ingwer | Grüner Shiso
Chawanmushi | Kräuterseitling | Umeboshi
Universe – Mysteriöses aus dem All
Glasierte Entenbrust | Timut Pfeffer | Knollensellerie
Gepickelter Kohlrabi | Schwarzkümmel | Zalotti Blossom
Incarnation – Süße Verwandlung
Kokosnuss | Kaffee | Passionsfrucht
Grapefruit | Hibiskus | Minze
Die Stationen sind ebenso vielseitig wie beeindruckend – jede thematisch abgestimmt und immer mit einem passenden Menügang verbunden. In einigen Räumen darf fotografiert werden, in anderen ist es strikt untersagt. Das Personal achtet penibel darauf, dass diese Regel eingehalten wird.
Besonders eindrucksvoll ist der Raum „Incarnation“, wo uns Juliana Clementz, eine der beiden Head Chefs, persönlich den Gang präsentiert. Nach dieser letzten Station gehen wir zu Fuß zurück in die Lounge – ein Übergang, der fast ungewohnt wirkt, da man sich so sehr an den Floating Chair gewöhnt hat. Am liebsten würde man die Reise noch ein wenig länger fortsetzen.
Über die Details der Experience möchte ich gar nicht zu viel verraten, um das Geheimnis zu bewahren. Doch die Kombination aus fantastischen Geschmackserlebnissen und einem multisensorischen Abenteuer – bestehend aus visuellen, akustischen, olfaktorischen, gustatorischen und haptischen Eindrücken – ist beeindruckend. Meine persönliche Lieblingsstation ist „Umami“.
Das Eatrenalin-Dinner dauert gut zwei Stunden und so widmen wir uns erst nach 23 Uhr unserem Star des Abends.
Balvenie 50yo – Flüssige Geschichte im Glas
Zurück in der Lounge erwartet uns ein besonderer Anblick: die geöffnete Flasche des Balvenie 50yo, umgeben von zahlreichen Kristall-Cairngläsern. Jedes Glas wird mit einer elektronischen Pipette präzise mit 1cl befüllt. Markus Heinze begrüßt uns und berichtet über die faszinierende Geschichte dieses außergewöhnlichen Whiskys und seine aufwendige Verpackung.
„Die First Edition der The Balvenie Fifty Collection ist etwas wahrhaft Einzigartiges: ein 50 Jahre alter Single Cask Whisky, gereift in einem einzigen Fass aus europäischer Eiche (Nr. 8720). Doch die Geschichte endet hier nicht. Mit einem innovativen Ansatz, der Tradition und Kreativität verbindet, geht es weiter: Ein Teil des verbliebenen Whiskys aus diesem Fass wird für die Second Edition mit einem amerikanischen Eichenfass aus dem Jahr 1973 vermählt. Dieses Vermählungsprinzip bringt neue Nuancen und spannende Aromen in die zweite Veröffentlichung ein.
Aber auch danach bleibt noch ein Rest dieses seltenen Whiskys übrig, der in der dritten und finalen Edition mit einem weiteren Fass aus amerikanischer Eiche aus dem Jahr 1974 kombiniert wird. Dieses dreistufige Verfahren ist ein bemerkenswertes Beispiel für Balvenies Kunstfertigkeit, das Beste aus jahrzehntelang gereiften Whiskys herauszuholen und sie zu außergewöhnlichen Kompositionen zu vereinen.“
Kunstvolle Verpackung
Ich habe mir auch die Verpackung aus der Nähe angeschaut. Hier die genauen Details: „Die The Balvenie Fifty Collection wird durch die einzigartige Verpackung komplementiert, die von Croglin entwickelt wurde; eine auf Maßanfertigung spezialisierte Werkstatt mit Sitz in Cumbria. Jede hölzerne Umverpackung enthält über 100 verschiedene Elemente, darunter vier Holzschichten in der Helixstruktur mit einer Fehlertoleranz von weniger als 1/10 Millimeter. Die Rückseite der Umverpackung ziert ein wunderschön gefertigtes, 14 Karat vergoldetes Messing Schild mit der Unterschrift des Croglin-Makers, der das Einzelstück kreiert hat.“
Die Verpackung hat Gewicht. Der Deckel öffnet sich von oben ähnlich den Tuben – nur mit einem deutlich wertigerem Deckel. Ein schönes, handgefertigtes Meisterwerk, das jedes für sich ein Einzelstück ist. Die Flasche ist natürlich auch schön und stand auf einem separaten Sockel. Viel Gold.
Verkostung
Und dann ist es endlich soweit: Wir dürfen den Balvenie 50yo kosten. Bereits an der Nase zeigt er sich extrem fein und rund, ohne Ecken oder Kanten, und die Alkoholstärke ist kaum wahrnehmbar. Stattdessen entfalten sich eine feine Nussigkeit, viel Karamell und wunderschöne dunkle Früchte – ein Traum von einem Whisky. Für mich: „Liquid History“, ein Ausdruck, den ich an diesem Abend wohl mehrfach verwende, um meine Begeisterung zu teilen.
Nach diesem beeindruckenden Erlebnis lassen wir den Abend gemeinsam mit den anderen Gruppen an der Bar ausklingen. Natürlich dreht sich das Gespräch hauptsächlich um den Balvenie 50yo. Leider bleibt es bei diesem einen Centiliter, denn Nachschlag gibt es nicht – die Flasche reicht gerade so für alle.
Fazit: Ein unvergesslicher Whisky-Abend
Nach einer solch sensorischen Reise wird einem klar, wie vielschichtig ein Whisky sein kann – und der Balvenie 50yo ist ein Paradebeispiel für diese Komplexität. Eigentlich ist er viel zu schade, um ihn einfach nur zu probieren. Stattdessen verdient er es, über mehrere Stunden erkundet und erlebt zu werden. Für mich hat er einen besonderen Meilenstein gesetzt: Mein bisher ältester und beeindruckendster Whisky, der Mr. George – 62yo, wurde geschmacklich (und deutlich auch preislich) vom Thron gestoßen.
Der Abend war nicht nur eine fantastische Veranstaltung, sondern bot auch die Gelegenheit, einen Whisky zu verkosten, den ich sonst wohl nie im Leben probiert hätte. Bereits das 1cl Sample des Balvenie 50yo schlägt mit rund 700.- EUR (VK) zu Buche – deutlich mehr als jede Flasche, die ich mir jemals geleistet habe. Es drängt sich die Frage auf, wer sich solch eine Flasche kauft und ob sie auch tatsächlich getrunken wird. Wie mir Kolja beim Event verriet, gibt es aktuell nur noch eine Flasche in Deutschland – zwei wurden also bereits verkauft.
Jedem, der sich eine solche Rarität leisten kann und möchte, lege ich nur ans Herz: Öffnet die Flasche, teilt sie mit Freunden und schafft ein unvergessliches gemeinsames Erlebnis. Und falls ein Sample übrig bleibt – ich würde mich mit Freude nochmal „opfern“.
Vielen Dank an William Grant Deutschland für die Einladung und dieses tolle Erlebnis!
Weitere Informationen
- Meinen letzten Besuchsbericht findest Du hier: Balvenie Maltings und Distillery – Technical Visit (2016)
- Die Balvenie Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
- Die Produktseite des Balvenie 50yo