Vergangenheit trifft Zukunft: Ardbeg 17yo im Vergleich – 1997 vs. 2024
Ardbeg 17 Jahre kehrt nach 20 Jahren zurück! Der Verkaufsstart der neuen Version ist am 26. September, exklusiv für Ardbeg Committee Mitglieder. Doch wie schlägt sich der neue Ardbeg 17yo im Vergleich zur legendären alten Version von 1997? Unser Tasting bietet einen spannenden Einblick in die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Abfüllungen.
Im Überblick – Ardbeg 17 – alt gegen neu
- ALT: Ardbeg 17yo, abgefüllt 1997, 40%, WB308, WB ab 399.-
- NEU: Ardbeg 17yo, abgefüllt 2024, 40%, UVP 190.- EUR
Verkaufsstart für die neue Version des Ardbeg 17yo ist der 26. September nur für das Ardbeg Committee.
Die ursprüngliche Version wurde 1997 erstmals vorgestellt und 2004 eingestellt. Nach einer Pause von 20 Jahren kehrt dieser Klassiker nun zurück in „limitierter Auflage“. Beide sind von den „äußeren“ Rahmenparameter gleich: 40%, kühlfiltriert, 17 Jahre, Mischung aus unterschiedlichen Fasstypen und peated / unpeated.
Einblicke aus der Destillerie
Auszug aus der Pressemitteilung: „Keine leichte Aufgabe – entgegen den heutigen goldenen Regeln der Destillerie, denn: Ardbeg Whiskys haben in der Regel 46 Volumenprozent oder mehr Alkohol und werden nie kühlfiltriert. Auf ihrer Mission, den klassischen Charakter des Ardbeg 17 Year Old zu reproduzieren, kombinierte das Whisky Creation Team getorfte und ungetorfte Bestände und passte die Herstellung an, um Ardbeg 17 Year Old mit 40 Vol. % Alkohol abzufüllen und zu kühlfiltrieren – genau wie in der Vergangenheit.“
Master Blender Gillian Macdonald sagt: „Wenn wir eingefleischte Ardbeg Committee Mitglieder treffen, dreht sich das Gespräch schnell um Ardbeg 17 Years Old. Als wir darüber nachdachten, wie wir diesen Favoriten wiederbeleben könnten, kamen wir auf ein köstliches Rezept, das den Charakter des originalen 17 Years Old im Aroma, Geschmack und Textur ebenbürtig ist. Ardbeg-Liebhaber können sich auf die klassischen Aromen von Kiefernharz und Meeresgischt sowie eine mineralische Note freuen. Überlagert wird dies von gemälzter Gerste mit feinem Raucharoma.“
Weitere Informationen findest Du auf der Produktseite bei Ardbeg. Dort kannst Du auch Mitglied werden, falls Du an der Abfüllung interessiert bist.
Die Flaschen und der Test
Für diese Verkostung hatte ich das Glück, beide Versionen direkt vergleichen zu können. Die alte Version von 1997 wurde mir von Kai zur Verfügung gestellt. Die Flasche war bereits seit längerem geöffnet und enthielt nur noch drei Drams. Leider hatte sie beim Öffnen einen Korkbruch erlitten. Die neue Version, ein frisch abgefülltes 10cl-Sample, wurde mir direkt von Ardbeg zur Verfügung gestellt.
Tasting Notes
Unsere Tasting Notes ALT – Ardbeg 17yo 1997
- Farbe: Etwas dunkler, mit einem Hauch ins Rötliche.
- Nase: Anfangs spüre ich den typischen „old bottle flavour“, dann entfalten sich süß-fruchtige Gummibärchen und die Würzigkeit von altem Herrenrasierwasser. Hinzu kommen Noten von Gummiabrieb und frischem Kuchenteig.
- Geschmack: Vielleicht Kumquat? Das Mundgefühl ist überraschend sanft und wirkt für einen Ardbeg fast untypisch. Beim ersten Schluck zeigen sich nur wenige Aromen, aber nach einer Weile kommen fruchtige Noten zum Vorschein.
- Abgang: Leicht bitter mit etwas Holz und einem Hauch von „old bottle flavour“. Der Abgang hinterlässt ein pelziges Gefühl auf der Zunge, beim ersten Durchgang.
- Fazit: +/o
Die Nase begeistert, aber geschmacklich bleibt der 1997er zu dezent.
Unsere Tasting Notes NEU – Ardbeg 17yo 2024
- Farbe: Strohgelb, fast wie der jüngere Wee Beastie.
- Nase: Zunächst kräftig und stechend, vor allem Menthol dominiert. Der Whisky braucht etwas Zeit und Luft, bevor Malz und eine intensivere Fruchtigkeit zum Vorschein kommen.
- Geschmack: Ein leichtes Prickeln zu Beginn, gefolgt von Noten von Orange und Anis. Der typische Ardbeg-Charakter ist da, wenn auch etwas verwässert. Süße und Teer blitzen kurz auf, halten sich aber zurück.
- Abgang: Feine Noten von Orange und Menthol, die deutlich länger anhalten. Der Abgang endet mit einem Hauch von Gummibärchen und getorftem Malz.
- Fazit: +
Der 2024er braucht Zeit, um mit dem alten mitzuhalten – viel Zeit. Anfangs wirkt er jugendlicher und weniger fruchtig, doch nach rund 30 Minuten gleichen sich beide in der Nase an. Nach einer Stunde im Glas, mit etwas Handwärme und häufigem Schwenken, zeigt der neue Ardbeg Ähnlichkeiten, bleibt aber in seiner Jugendhaftigkeit ein wenig hinter dem 1997er zurück. Mir persönlich haben zum Beispiel die Gummibärchen gefehlt, aber die Nähe der beiden Abfüllungen ist erstaunlich.
Offizielle Tasting Notes
- Farbe: Bronze
- An der Nase: Frisch, rein und wohltuend, mit einem Hauch Kiefernharz, Anis, Meeresgischt und Lavendelseife. Ein sanfter Auftakt, recht zurückhaltend und für einen Ardbeg sehr elegant. Mit etwas Wasser entwickelt sich eine feuersteinähnliche Mineralität mit feinen Noten von süßem Torfrauch, Gerstenmalz und etwas Toastbrot.
- Am Gaumen: Eine schöne, cremige Textur, gefolgt von einem reizvollen Aromenmix aus Anis-Toffee, Café Latte, Fenchel und milder, antiseptischer Seife. Der Torfrauch ist präsent, aber sehr zurückhaltend.
- Nachhall: Ein langer, anhaltender Nachhall mit Noten von kerniger Eiche, Kakaopulver und Teer.
Mein Bewertungsschema
Bewertet wurde(n) die Probe(n) nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:
+ | gefällt mir, würde ich mir kaufen |
o | ok/gefällt mir, muss ich aber nicht haben |
– | trifft nicht meinen Geschmack |
Was Du bei einer Verkostung beachten solltest und wie ich dabei vorgehe findest Du übrigens hier: Whisky-Wissen für Einsteiger. Und: wenn ich einen Whisky zur Verkostung zur Verfügung gestellt bekomme, ändert dies nichts an meiner Bewertung. Ich versuche immer fair zu bewerten, sage aber auch, wenn der Whisky nicht meinen persönlichen Geschmack trifft.
Fazit
Wenn man dem neuen Ardbeg 17 Jahre genügend Zeit und Aufmerksamkeit widmet (ca. 1 Stunde), erreicht er in etwa den Punkt, an dem der alte 1997er von Anfang an war – allerdings aus einer fast leeren, geöffneten Flasche. Die Wuchtigkeit und die kräftige Mentholnote des neuen hatten mich überrascht und benötigten lange, bis sie sich zurückzogen. Bei einer Blindverkostung wäre der 2024er vermutlich als junges, sprittiges „Gemüse“ durchgegangen, zumindest in der Nase. Die strohgelbe Farbe lässt vermuten, dass beim alten mehr Sherry im Spiel war, was sich auch im Geschmack bestätigt.
Ich wäre sehr an einer Version interessiert, die den aktuellen Standards der Destillerie folgt – also mit 46 % Vol. (oder auch etwas mehr) und ohne Kühlfiltration. Doch als zweitbeste Lösung nehme ich auch diesen neuen 17-Jährigen gern.
Danke an Tobias Russ und die Ardbeg Distillery für die Probe
und Kai für die Vergleichsmöglichkeit!
Weitere Informationen
- Meinen letzten Besuchsbericht findest Du hier: Schicht als Stillman und Mashman bei Ardbeg
- Die Ardbeg Distillery auf meiner Whisky-Schottlandkarte
- Die Webseite der Ardbeg Distillery
- Erst kürzlich verkostet: Tasting: Ardbeg Y2K | Tasting: Ardbeg Spectacular – kaufen oder nicht?