44. BTC – THY Experimentell: Wie viel bleibt vom Malz nach der Reifung übrig?
Die Blind Tasting Challenge THY Experimentell war keine gewöhnliche Verkostung – sie war ein Experiment! Zwei New Makes trafen auf ihre gereiften Pendants, und die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, den Weg eines Whiskys von seiner „Geburtsstunde“ bis zur Fassreifung sensorisch nachzuvollziehen. Welche Aromen stammen vom Destillat selbst, welche bringt das Holz ins Spiel? Und vor allem: Ist der ursprüngliche Spirit im fertigen Whisky noch erkennbar? Die Antworten waren teils überraschend – und nicht für jeden waren die Proben ein Genuss. Eine spannende Reise für alle, die Whisky wirklich verstehen wollen.
Wie funktioniert mein Blind Tasting?
Die Teilnehmer hatten die seltene Gelegenheit, nicht nur gereifte Whiskys zu verkosten, sondern bei der BTC THY Experimentell auch direkt mit ihren New Makes zu vergleichen. Zwei New Makes treffen auf zwei passende, gereifte Whiskys – eine spannende Reise von der Destillation bis ins Fass. Welche Aromen stammen vom Destillat selbst, welche vom Fass? Und vor allem: Ist der ursprüngliche „Spirit“ des New Makes noch im fertigen Whisky zu finden?
Geschickt habe ich jedem je vier 5cl Sample, die mit Sample #1/#2 und New Make #1/#2 nummeriert waren. Als Ergebnis wollte ich …
- Aufgabe 1: Was hast Du im Glas (Stärke, Fass/Fässer, Produkt)? Was erkennst Du vom New Make Spirit in dem Sample?
- Aufgabe 2: Wie unterscheiden sich die beiden New Makes?
- Aufgabe 3: Was unterscheidet die Whiskys und was haben sie GEMEINSAM?
- Aufgabe 4: Welcher gefällt Dir am Besten?
- Aufgabe 5: Aus welcher Destillerie kommen die Proben?
Dieses Projekt findet NICHT unter Laborbedingungen statt. Ich habe keine Gläser vorgegeben und auch sonst keine Vorgaben gemacht, WIE der/die Einzelne seinen Whisky zu verkosten hat. Es war korrekterweise nur EIN Whisky dabei, denn die Fassprobe war noch keine 3 Jahre alt.
Wer hat mitgemacht?
Die folgenden Blogger haben mitgemacht (in der Reihenfolge des Eingangs der Tasting Notes):
- PM – Peter Moser (ich) – ohne Wertung, denn ich weiß ja was auf den Flaschen steht.
- GE – Glen Efze (Klaus Bölling) / glen-efze.de
- KK – Karsten Kirschner / NF-View.net
- AE – Aaron Engelmann / Drams United
- AM – Andreas Meier / Whisky Captain (Instagram)
- AB – Andreas Bernhardt / Whisky & Vinyl
- KD – Klaus Doblmann / Malt Klaus
- MS – Michael Schlüter / WhiskyNews.de
- SU – Stefan Unger / WhiskyZoom
- ME – Markus Eichhorn / MyWhiskyTasting
- Leider ausgefallen: Susanne Appold / Harzer Maltine
Auflösung – Welche Whiskys waren es?
Es ging bei der Challenge um zwei unterschiedliche Malzsorten: Langeland und Heritage Barley Imperial. Alle vier Proben sind von THY. Und diese waren es konkret:
- Langeland, Cask #1122 Sample, 2023/2025, 58% – 725199
New Make: 01/2023, 59.5% - Imperial, Vintage 2019, Oloroso & Bourbon, 5yo, 56%
New Make: 11/2024, 63.5%
THY ist eine „Single Estate“ Destillerie. Das Getreide wird vor Ort angebaut und es wurden auch alte Gerstensorten (und anderes Getreide) wieder kultiviert und für die Herstellung von Whisky angebaut. Mehr zu THY erfährst Du hier: Besuch bei THY 2023 – die dänische Single Estate Distillery. Zum Imperial gibt es Online detaillierte Informationen bei THY.
Und was meinten meine Kollegen, was sie im Glas hatten?

Wertung – welcher hat am Besten gefallen?
Die Details der Wertung findest Du bei den jeweiligen Proben. Hier nur noch die Zusammenfassung.
Favorit

Wertung
Bewertet wurden die Proben nach folgendem einfachen Schema und rein auf Basis des persönlichen Geschmackes:
+ | gefällt mir, würde ich mir kaufen (für diesen Max-Betrag) |
o | ok, muss ich aber nicht haben |
– | trifft nicht meinen Geschmack |

Sample #1
Stärke und Produkt?
Das Spirit Sample hatte 58% und kam aus einem ex-Rye Octave (60 Liter).
- GE: Über 50%vol., junger, rasser Alkohol, ansonsten für mich nicht näher eingrenzbar, da wenig Drang, noch einen Schluck zu nehmen.; Bewertung: ‚-‚
- KK: ~55%, Bourbon Cask; Bewertung: o
- AE: Ich gehe von einem Single Malt Whisky aus, der aber eher nicht aus Schottland kommt. Vermutlich haben wir hier eine erhöhte Trinkstärke von 46-48% im Glas. Beim Fass tippe ich auf ein Bourbon Cask.; Bewertung: 0
- AM: Ich denke, das wir eine Bourbonreifung haben, könnte mir gut vorstellen, etwas eher jüngeres von der SMWS. Alkoholgehalt ist auch eher im Fassstärkebereich, schätze 52,7 Prozent.; Bewertung: o
- AB: 49%, Bourbon Fass, Single Malt; Bewertung: o
- KD: 46%, ex-bourbon; Bewertung: o
- MS: 52%, Bourbon Cask, Glasgow Unpeated; Bewertung: o
- SU: Was auch immer das ist: Das mag ich nicht. Irgendein junges deutsches Zeug vermutlich. Um die 50% aus einem Bourbonfass. Fürchterlich; Bewertung: ‚-‚
- ME: schwer zu schätzen. Ich vermute, dass es sich nicht um einen Schotten handelt. Vermutlich eher um einen dt. Whisky? Ich würde ihn bei 50% oder höher einsortieren. Das Fass kann ich ebenfalls schwer einsortieren. Durch die starke Würze könnte es sogar ein Virgin Oak Cask sein.; Bewertung: ‚-‚
Tasting Notes

- PM // Die getreidige Süße des New Makes finde ich auch in der Fassprobe. Die feine Schärfe des New Makes ist noch da, das Roggenfass macht sich mit Würzigkeit bemerkbar.
- GE // N: Der Whisky ist weniger fruchtig als der New Make, zeigt in der Nase weniger Aromen, hat dann etwas Holz. Mit der Zeit kommen auch hellfruchtige Aromen, er wirkt dann doch recht jung./G: Der Erste Schluck ist alkoholisch scharf, da ist Bitterkeit. /A: Und das war es dann, recht schnell ist der Whisky auch wieder weg. Der dürfte recht jung sein.
- KK // N: die frische Getreide Note geht in eine saftige Frühlingswiese über, auf der süße Birnen und Pfirsiche liegen G: kräftiger Antritt, typische Bourbon Noten wie Vanille, Sommerwiese und helle Früchte, schön fett im Mund A: brizzelt ganz ordentlich im Abgang, deutet auf eine Fassstärke hin, langer und wärmender Abgang
- AE // N: Tatsächlich überwiegt im ersten Moment in der Nase eine Mischung aus süßen und malzigen Noten, wobei letztere deutlich präsenter sind. Dazu gesellen sich ein unreifer Apfel und ein wenig Dattel, das ganze wird begleitet von einer leichten Grasigkeit und einem leichten Nussaroma. G: Am Gaumen geht es ausgesprochen süß los mit viel Karamell und Zuckerwatte, danach kommen aber wieder die sehr malzigen Noten und die Grasigkeit zum Vorschein. A: Der Abgang ist überraschend lang mit Süße, viel Malz und am Ende auch einer deutlichen Mischung aus Eiche und Pfeffer.
- AM // N: Relativ zurückhaltend. Mineralische Noten, ganz wenig Fruchtsüße, Dextro Energen oder Puderzucker. / G: Beim ersten Schluck relativ scharf auf der Zunge, was mich auf ein eher junges Destillat schließen lässt. Danach aber deutlich sanfter. Auch hier Truppenzuckersüße, Mineralität, entfernte Fruchtsüße von Aprikose oder Mirabellen. / A: Eher kurz und unspektakulär
- AB // N: Kakaopulver, Getreide, Knäckebrot, Birne, Apfel, Nutella, etwas Zitrone, gesüsste Gummipfirsiche/G: Birne, Menthol, Süßholz, Trauben, leichte Vanille und ein Hauch Pfeffer/A: trocken, mittlellang, Tannine sehr dominant, ein Hauch Vollmilchschokolade
- KD // N: Malzig, getreidig, etwas erdig, Sternanis und Fudge / G: ebenfalls malzig, erdig, ölig, weich, Butterkeks und Fudge / A: kurz, etwas metallisch, malzig
- MS // N: Fruchtig, helles Obst, Gras, Getreide, etwas herbes – fast ein wenig Gemüse / G: süß und etwas sauer, Akazienhonig auf Schiefer / A: mittellang, etwas eingemachte Früchte
- SU // N: Kalter, aschiger Rauch, tropische Früchte, Blumen / G: Viel angebranntes Holz, Kohle, Kaffee, Pflaume / A: Lang, angebrannt, verkohlt
- ME // N: Sehr flach in der Nase. Von der starken Fruchtigkeit des New Makes erstmal nix zu spüren. In der zweiten Nase eine gewisse Würze und sogar etwas Holz. / G: scharf im Antritt, jung und ungestühm, aber eher unangenehm. Der Alkohol ist entweder sehr hoch oder schlecht eingebunden, ein metallischer Nachhall bleibt. Nach einiger Zeit finde ich zumindest die Birne aus dem New Make. / A: metallisch, eine starke Würze, recht unausgewogen.
Sample #2
Stärke und Produkt?
Der Whisky ist in Oloroso & Bourbon Fässern gereift, 5 Jahre alt und hat 56%.
- GE: Sicher auch über 50%vol., scharfer Alkohol, wird mit Wasser besser.; Bewertung: ‚-‚
- KK: ~58%, Bourbon Cask mit Sherry Fass Finish; Bewertung: o
- AE: Der Whisky wirkt etwas reifer auf mich als die erste Probe. Wieder sollte es ein Single Malt Whisky sein (obwohl ich beim ersten Schnuppern erst bei einem Grain war). Die Alkoholstärke dürfte erneut bei ca. 48% liegen. Beim Fass bin ich etwas unsicher, es könnte ein First Fill Bourbon Barrel sein, eventuell etwas kräftiger ausgebrannt (wenn meine Brennerei-Vermutung richtig ist, könnte es auch Kastanie sein).; Bewertung: 0
- AM: Auch hier denke ich Bourbonfass, ebenfalls Fassstark, aber etwas stärker: 54.8 Prozent.; Bewertung: o
- AB: 53%, irgendein süßer Wein, schwanke zwischen Marsala, Madeira und Amarone und gehe mit Marsala, Single Malt; Bewertung: o
- KD: 46%, europäische Eiche; Bewertung: ‚+ (50€)‘
- MS: 55%, Bourbon Cask, THY (evtl. Beechwood-smoked malt); Bewertung: o [GLÜCKWUNSCH! Das war ein Brennereitreffer!]
- SU: Irgendein junges, hochprozentiges Zeug. 50+x, 3-4 Jahre, deutsch. Mag ich nicht.; Bewertung: ‚-‚
- ME: Hm, auch hier tue ich mich schwer. Würde ihn aber auch nicht nach Schottland verorten. Auch hier haben wir einen fasstarken Whisky 50+, jung, kräftiges Fass, aber ohne das ich ein Bourbon oder Sherry-Einfluss erkennen könnte.; Bewertung: ‚-‚
Tasting Notes

- PM // Der hat beerige Noten. Ein wenig erinnert mich das an ein Rotweinfass. Sehr viel Süße wie von Hagelzucker.
- GE // N: Der Whisky ist in der Nase schokoladiger und wirkt reifer als Sample 1./G: Im Geschmack mehr Holz und angebranntes Malz, was auch im New Make vorhanden ist. Es fehlen aber weitere Aromen und er ist dann zu alkoholisch. Wirklich alt wird er nicht sein, hat aber weniger junge Noten als Sample 1. Auf der anderen Seite finde ich außer der leicht holzigen Schokonote wenig anderes im Aroma./A: Im Nachklang ist er dann aber auch schnell wieder weg.
- KK // N: leicht parfümiert, ganz weit hinten kommt dann wieder dieser Torf vom New Make zum Vorschein G: kräftig, aber unaufdringlich im ersten Antritt, da kommt dann nach dem zweiten oder dritten Schluck eine schöne Heidekrautnote durch A: der Antritt ist wieder lang und wärmend, aber ansonsten nicht wirklich aussagekräftig, da gefiel mir der New Make im Abgang schon besser, da die Kräuternote länger am Gaumen präsent war
- AE // N: Der zweite Whisky startet deutlich süßer in der Nase mit sehr viel Karamell, Honig und Vanille. Dahinter liegt noch eine leichte florale Note. G: Auch der Gaumen ist zunächst sehr süß mit Honig und Karamell, danach kommen aber Kräuter und grasige Noten mit ins Spiel. Mit der Zeit verwandelt sich der Whisky in einen flüssigen Kräuterbonbon, wenn auch noch eine leichte Mentholnote auftritt. A: Der Abgang scheint kürzer als beim ersten Whisky zu sein, hat aber auch wieder süße und grasige Elemente. Die Eichennote ist deutlich weniger ausgeprägt.
- AM // N: In der Nase sehr viel Fruchtsüße, aber schon leicht drüber, so wie leicht angegammelte Birnen. Die Früchte sind auf jeden Fall eher matschig als knackig. / G: Die Süße lässt sich auch auf der Zunge finden, dazu leichte Spritzigkeit, fast schon wie Brause. /A: Mittellang und wärmend.
- AB // N: sehr intensive Pflaume, bzw. Pflaumenbrand, etwas Weingummi, leicht floral, aber die Pflaume dominiert alles/G: recht trocken, Süßholz, schwarze Johannisbeere, Kirsche, Walnuss inkl. der leichten Bitternote, etwas Kakao und Vanille, ein leichter Hauch Rauch schwebt im Hintergrund/A: mittellang, trocken, Zartbitterschokolade, Eichenwürze
- KD // N: Brombeer, Orangenzesten, Jaffa Kekse, Zimtrinde / G: Zimt(schnecken), Orangenzesten und Jaffa-Keks, wärmend und ölig / A: länger, wärmend, mit Zimt und Jaffa
- MS // N: Vanille, dunkler Honig, dezenter Holzrauch, Holz einer Zigarrenkiste / G: süß, würzig, Kräuter / A: mittellang, Sandelholz
- SU // N: Viel Süße, Zwetschge, Obstler, sehr sauber, Leder, frische Eiche / G: Verkohlt, metallisch, Holz, Holz, Holz, schwarzer Pfeffer, eventuell Rauch / A: Lang, warm, pfeffrig, holzig, angebrannt, metallisch bitter
- ME // N: das vierte Sample ist das erste, bei dem die Nase Spaß macht. Leicht, würzig, grasig, aufregend. / G: Im Mund spiegelt sich die Nase genrell wieder. Aber auch hier etwas zu alkoholisch, um rund zu sein. Dazu, trotz der alkoholischen Note auch etwas wässrig. Einen Fasscharakter kann ich hier nicht ausmachen. / A: der Abgang ist etwas wässrig, bizzelig auf der Zunge und mittellang.
Wie unterscheiden sich die New Makes?
- PM: Die beiden New Makes sind sehr unterschiedlich. Man könnte glauben, dass sie von zwei unterschiedlichen Destillerien stammen.
- GE: New Make 1 hat eine schöne Fruchtigkeit, die an Fruchtbrände erinnert. New Make 2 hat den eher brotigen Getreidecharakter, der ihn zu einem interessanteren Ausgangsprodukt für Whiusky machen könnte.
- KK: Ich gehe mal davon aus, dass beim ersten New Make kein Torf im Spiel war, beim zweiten jedoch schon. Das fand ich schon ziemlich eindeutig.
- AE: Der erste New Make hat ein deutlich malzigeres Profil als der zweite. Beide haben gemein, dass sie viel Süße mitbringen. Dabei hat #1 eher einen grasigen Einschlag, während #2 eher in Richtung Kräuter und floraler Noten tendiert. #2 erscheint mir zudem im Abgang etwas herber.
- AM: Ich könnte mir vorstellen, dass es sich bei den New Makes um die gleiche Destillerie handelt, allerdings die New Makes unterschiedliche Alkoholstärken haben oder aus verschiedenen zeitlichen Epochen stammen und daher jeweils andere Gerste als Grundlage haben.
- AB: Beide haben natürlich die klassischen New Make Aromen von Getreide, Brot, Birne, Apfel, bissl Zitrone, etc. Ich würde den zweiten New Make als etwas facettenreicher einstufen. Ich meine da könnte auch Peat ein Rolle spielen und er ist etwas beeriger.
- KD: In der Nase ist NM 1 weniger ausdrucksstark, reiner und getreidiger, leicht metallisch und seifig. NM2 dagegen ist fruchtiger (Brombeere) und zitruslastiger. Am Gaumen ist NM1 erdig, leicht metallisch, wohl etwas weiter runtergebrannt als NM2, der auch hier wesentlich fruchtiger rüberkommt. Man möchte meinen, das sind New Makes zwei verschiedener Brennereien, hier ist mehr im Spiel als nur unterschiedliche Hefen oder Getreidesorten. Das sind andere Cutpoints und NM2 ist wesentlich länger fermentiert. NM2 erinnert mich dabei an Kingsbarns wegen der Brombeernote.
- MS: die #2 kommt leicht geräuchert daher und etwas weniger fruchtig als die #1
- SU: Der Zweite ist ein wenig ausdrucksstärker und enthält zusätzlich Brottrunk und mehr metallische Noten, während die Erste einen Hauch Rauch haben könnte.
- ME: Der erste New Make ist sehr fruchtig, nach Birne und sogar recht weich. Der zweite NM ist voluminöser, fetter, in der Nase aber auch unangenehmer. Dafür schmeckt er schon etwas mehr nach Whisky. Wenn auch (verständlicherweise) sehr stark, würde ich den auch so trinken.
Was unterscheidet die Whiskys und was haben sie GEMEINSAM?
- PM: Auch die Whiskys sind sehr unterschiedlich. Nun haben natürlich auch unterschiedliche Fässer bei der Reifung mitgewirkt, aber ich bilde mir ein, dass ich die unterschiedlichen Eindrücke aus den New Makes auch noch in den Whiskys erkennen kann. Gemeinsam haben sie (weil ich es weiß) die alten Gerstensorten, die ihnen jeweils einen individuellen Charakter geben.
- GE: Whisky Nummer 2 erscheint mir etwas reifer und weniger rass als Nummer 1 – sie haben aber gemeinsam, dass ich sie freiwillig nicht trinken möchte.
- KK: Die beiden Whiskies unterscheidet hauptsächlich die Fassreifung. Während Nr. 1 wohl in einem Bourbon Fass gelegen hat, wird der zweite wohl in einem ausgenudelten Sherry sein Finish erhalten haben. Zudem ist beim zweiten Kandidaten auch ein wenig Torf/Rauch im Spiel. Gemeinsam haben die beiden Probanden eine eigentümliche Note, die ich nicht so genau beschreiben kann, die mich aber annehmen lässt, dass sie nicht aus Schottland sind. Ich würde hier eher auf Skandinavien oder ein einheimisches Destillat tippen.“
- AE: Beide Whiskys haben eine ausgeprägte Süße, die sich vom New Make bis in das fertige Produkt durchziehen. Bei #1 hat man eine sehr starke Malznote, die den Whisky durchgängig begleitet, dazu kommen grasige Aromen. #2 hat noch mehr Süße. Beide Whiskys haben am Ende einen mehr (#1) oder weniger (#2) deutlichen Eicheneinschlag und beide haben eine gewisse Pfeffrigkeit im Abgang.
- AM: Beide sind recht fruchtig, der erste etwas mineralischer.
- AB: Sample 2 hebt sich massiv durch die starke Fassdominanz ab. Der ist in Summe schon deutlich intensiver. Sample 2 gebe ich auch noch eine ganz leichte Rauchnote, die Sample 1 nicht hat. Beides erstmal ganz wertfrei. Gemeinsamkeiten sehe ich im Alter, da ich beide sehr jung einschätze. Beide sind auch junge sehr viel Kraft und sind jugendlich aggressiv. Die Eiche zieht sich auch durch beide Whiskys recht intensiv.
- KD: Gemeinsamkeit der beiden Whiskys ist, dass sie beide eher jung sind, was den Charakter der New Makes noch gut durchscheinen lässt. Ansonsten – wäre die Frage nicht suggestiv in Richtung einer Brennerei gestellt – hätte ich auf zwei verschiedene Brennereien getippt, da sich sowohl New Make als auch Whiskies signifikant voneinander unterscheiden. Eventuell hat hier Peter ja Samples von Roseisle aufgetrieben, eine Brennerei, die auf Flexibilität und unterschiedliche Stile ausgerichtet ist?
- MS: Der Unterschied liegt vermutlich in der Art des Mälzens und vielleicht auch in der Fermentation(-szeit). Die Fassreifung könnte dagegen vergleichbar sein was Art der Fässer und Reifezeit angeht.
- SU: Sie haben definitiv gemeinsam, dass ich sie beide nicht mehr trinken möchte. Ansonsten vereinen sie eine Obstlersüße, Metall und viele Bitterstoffe. Der Erste scheint ein wenig rauchig zu sein oder kommt aus einem deutlich verkohlteren Fass.
- ME: Erst bei der Frage, „Aus welcher Destillerie kommen die Proben“ bemerke ich, dass scheinbar beide NewMakes und beide Samples eine Destille zugrunde liegt. Das macht es deutlich schwerer zuzuordnen. Die NMs sind, wie beschrieben, recht unterschiedlich vom Grundcharakter. Die Samples auch. Jedoch jeweils ohne viel Charakter des NM zu zeigen. Gemeinsamkeiten finde ich tatsächlich wenige. Die durchgängige starke Würze, die ich jeweils auf die Fässer geschoben hatte, ist aber gleichbleibend.
Fazit der Blind Tasting Challenge THY Experimentell
Dieses Tasting war für mich eine faszinierende Erfahrung. Es ist nicht alltäglich, New Make direkt mit dem passenden gereiften Whisky vergleichen zu können – und noch dazu mit alten Gerstensorten, die für sich genommen bereits etwas Besonderes sind. Dass viele Teilnehmer bei der Zuordnung ins Grübeln kamen und dachten, es könnten zwei verschiedene Brennereien im Spiel sein, kann ich gut nachvollziehen.
Was mich allerdings überrascht hat, war die teils harsche Einschätzung einiger Proben als „ungenießbar“. Ich habe es bei THY bereits häufiger erlebt, dass deren Whiskys nur wenig mit schottischem Whisky gemein haben – wer diesen als Maßstab anlegt, tut sich möglicherweise schwer. Deshalb kann ich allen Teilnehmern nur empfehlen, mit dem Wissen um die Hintergründe das Experiment noch einmal zu wiederholen.
Herzlichen Glückwunsch an Michael, der Whisky #2 der richtigen Brennerei zuordnen konnte! Und auch an den weiteren Mitstreiter, der beide Proben zunächst richtig verortet hatte, sich am Ende aber doch umentschied – eine knifflige Herausforderung war es auf jeden Fall.
Das meinten meine Mitstreiter zur Challenge THY Experimentell
- GE: Es ist sicherlich interessant New Make und Whisky zu vergleichen. Bei Nr. 1 hat mir der New Make in der Nase gut gefallen, weil er schöne Fruchttöne hatte, den Whisky finde ich jung und untrinkbar. Bei Nr. 2 war der New Make nicht so schön – soll er aber auch nicht sein, denn auf den Whisky kommt es an. Der hatte dann aber auch zu wenig Aromen, war schnell verschwunden und hat mich nicht animiert, das Sample zu leeren. Sorry, wieder Samples, die bei mir nicht leer werden … Mein Favorit ist die Nummer 2.
- KK: Spannende Kiste das. Was ein Fass mit einem Rohbrand so alles veranstalten kann, ist schon famos. Bei dem ersten Paar ist die Entwicklung vom New Make zum Whisky klar zu erkennen, beim zweiten hingegen eher weniger. Es kann aber auch sein, dass beim zweiten Paar der Whisky auch in einem zweit- oder drittbefüllten Sherry-Cask gelegen hat. Allerdings bin ich mir da nicht wirklich sicher. Der New Make von Kandidat 2 ist deutlich kräftiger und würziger. Eher leicht torfig und kräuterig, mit einer leichten Minze-Note (deutet auf HP hin). Der New Make vom Kollegen 1 ist dagegen angenehm sanft und blumig. New Make Nr. 2 kann man ja schon fast als Whisky genießen und gefällt mir fast besser als der Whisky an sich. Auf jeden Fall war es eine lehrreiche und interessante Reise, auf die uns Peter dieses Mal geschickt hat. Ich bin auf die Auflösung sehr, sehr gespannt. Danke Peter, dass du uns diese ermöglicht hast. Mein Favorit ist die Nummer 2.
- AE: Das war mal wieder eine sehr spannende Challenge und ich freue mich auf die Auflösung, denn wie immer kann ich hier nur daneben liegen. Ich tippe hier auf eine relativ junge Destillerie, die aber groß genug ist, um bewusst unterschiedliche New Makes herzustellen. Sind wir in Skandinavien? Ich vermute es fast, aber ich kann es nicht zuordnen. Da ich nicht an eine der dänischen Destillerien glaube, tippe ich auf Agitator aus Schweden. Mein Favorit ist die Nummer 2.
- AM: Ich tappe hier mal wieder im Dunklen. Aber der Vergleich von New Make zu fertigem Destillat ist natürlich super spannend. Mal wieder was Neues, gefällt mir sehr gut. Danke! Mein Favorit ist die Nummer 2.
- AB: Ich mag es ja sehr, mit New Make zu spielen und das mit dem „fertigen“ Produkt zu tun, ist natürlich auch immer fein. Ich fand hier besonders Sample 2 interessant, welches ich als sehr jung einschätze, bei welchem das Fass aber unfassbar intensiv gewesen sein muss, da man den New Make schon sehr suchen muss. Besonderes spannend war für mich, dass mir bei den New Makes Sample 2 besser gefallen hat, es bei den Whiskys dann aber Sample 1 gewesen ist. Mal wieder eine spannende Challenge. Danke dafür. Mein Favorit ist die Nummer 1.
- KD: Ich oute mich als New-Make-Nerd. Ich probiere gerne jeden New make, den ich finden kann, eben weil es so spannend ist, solche Experimente durchzuführen. Beide Whiskies demonstrieren sehr schön den Einfluss des Rohbrandes. Mit zunehmendem Alter oder dominanteren Fässern würde es anders aussehen, das wurde hier schon bewusst so gewählt. Ich bin sehr gespannt auf die Auflösung! Mein Favorit ist die Nummer 2.
- MS: Interessant zu sehen, was noch von dem New Make im Whisky zu finden ist und wieviel Einfluss die Fässer schon nach (vermutlich) wenigen Jahren haben. Mein Favorit ist die Nummer 2.
- SU: Das war harter Tobak, Peter. Bei der Frage „Welcher Whisky gefällt dir am besten?“ hab ich nur eine Zahl eingegeben, weil das Eingabeformular sonst nicht abzuschließen ist. Ich fand tatsächlich die New Makes besser als den Whisky, was vermutlich viel darüber aussagt, wie mir Sample 1 und 2 „gefallen“ haben. So weit an meiner Komfortzone ging glaube ich noch nie eine deiner BTC vorbei. Dein Bild auf meiner Dartscheibe und eine neue Voodoopuppe mit deinem Gesicht hast du dir redlich verdient. Können wir nächstes Mal wieder Whisky trinken? Mein Favorit ist die Nummer 2.
- ME: Puh, das war nicht meine Challenge. Die NewMakes waren interessant, aber so wirklich gefallen hat mir nix. Tschuldigung, vielleicht schlechte Tagesform? Mein Favorit ist die Nummer 1.
Danke allen fürs Mitmachen!
Vielen Dank an Christoph von THY für die Proben!
Die restlichen Challenges kannst Du hier nachlesen
- 1. Blind Tasting: 3 Single Malts – 7+1 Blogger
- 2. Blogger Blind Tasting: Kann man einen Blend oder Single Malt blind erkennen?
- 3. Blind Tasting: 10 Blogger stellen sich der Sherry Challenge
- 4. Blind Tasting: 10 Blogger im Vertical Tasting
- 5. Blind Tasting: 10 Blogger suchen das richtige Land
- 6. Blind Tasting Challenge: 10 Blogger und eine ungewöhnliche Destillerie
- 7. Blind Tasting Challenge: 9+1 Blogger und die Destillerie in neuem Gewand
- 8. Blind Tasting Challenge: 8+1 Blogger und das Versteckspiel mit Sherry
- 9. Blind Tasting Challenge – Standard oder hässliches Entlein?
- 10. Blind Tasting Challenge – Einer mit Ecken und Kanten
- 11. Blind Tasting Challenge: HYPER HYPER
- 12. BTC: XMAS – die glorreichen Sieben
- 13. Blind Tasting Challenge – Was machen die anders?
- 14. Blind Tasting Challenge Port Charlotte: Jetzt wird es rauchig/torfig!
- 15. Blind Tasting Challenge: Terroir – Waterford Single Farm Destillate
- 16. Blind Tasting Challenge BenRiach – Torf oder lieber nicht?
- 17. Blind Tasting Challenge Kleine Weltreise – Deutscher Whisky
- 18. Blind Tasting Challenge Japan
- 19. Blind Tasting Challenge Schottische Regionen
- 20. BTC: Weihnachten im Glas?
- 21. Blind Tasting Challenge – Glasgow Distillery Vertical
- 22. Blind Tasting Challenge – Peaty – Welcher ist der torfigste Whisky?
- 23. Blind Tasting Challenge Glenturret – Destillerie unter dem Radar
- 24. Blind Tasting Challenge – Cotswolds – Wer hat an der Uhr gedreht?
- 25. Blind Tasting Challenge Dewars – Gleich alt oder älter?
- 26. Blind Tasting Challenge – Sherry Reifung weltweit
- 27. Blind Tasting – XMAS Challenge 2021
- 28. Blind Tasting Challenge – Versteckspiel
- 29. Blind Tasting Challenge – Blend Blend Baby
- 30. Blind Tasting Challenge Black Bottle – Geblendet oder nicht?
- 31. Blind Tasting Challenge Distell – Gleich alt aber anders?
- 32. Blind Tasting – XMAS Challenge 2022
- 33. Blind Tasting Challenge – Schwesterfässer
- 34. BTC – der Einfluss der Alkoholstärke auf die Aromen
- 35. BTC – Finish oder Vollreifung
- 36. BTC – Fokus Alter mit Bandbreite
- 37. Blind Tasting – XMAS Challenge 2023
- 38. BTC – Destilleriecharakter GlenAllachie
- 39. BTC – Vielfalt andere Länder: fesslermill aus Deutschland
- 40. BTC – Langatun mit besonderen Fässern
- 41. BTC – Kyrö: Finnischer Rye
- 42. BTC Brave New Spirits – es wird BUNT
- 43. Blind Tasting – XMAS Challenge 2024